Jedes Jahr veröffentlicht das amerikanische Wirtschaftsmagazin Fortune die 500 größten Unternehmen der Welt. Das machen sie seit über 30 Jahren. Stets dominierten in diesem Ranking die US-Konzerne. Doch dieses Jahr ist so etwas wie eine Zeitenwende: Zum ersten Mal tauchten in der Liste mehr chinesische als amerikanische Unternehmen auf. Doch die chinesischen Giganten sind uns meist unbekannt. Wir sollten aber mehr über sie wissen. Zumindest ein bisschen. Deshalb stelle ich in einer kleinen Serie jeweils fünf chinesische Unternehmen aus der Fortune-Liste kurz vor.
Der Zufall will es, dass Chinas vier große (Staats-) Banken in der diesjährigen Fortune-Liste der größten Unternehmen der Welt mehr oder weniger hintereinander platziert sind. Bevor ich sie einzeln beschreibe, kurz eine historische Einordnung. Lange Zeit gab es in der Volksrepublik China nach deren Gründung 1949 nur eine Bank – die People`s Bank of China (PBOC). Sie war alles in einem – Zentralbank und Geschäftsbank. Erst nach 1978 bildete sich ein neues Bankensystem heraus. Die PBOC wurde auf eine Rolle der Zentralbank reduziert. Und es entstanden vier Geschäftsbanken, von denen jede einen anderen Schwerpunkt mit entsprechendem Klientel hatte.
China gilt als over-banked, das heißt: Es gibt viel zu viele Filialen. Zwar haben alle Großbanken ihr Filialnetz kräftig reduziert, aber es sind immer noch zu viele. Das schlägt sich auch in der Mitarbeiterzahl nieder. Alle vier sitzen auf einem gewaltigen Personalkostenblock.
Im ersten Halbjahr 2020 sind infolge Corona die Gewinne der Vier kräftig gesunken, die faulen Kredite (Non-Performing-Loans/NPL) gestiegen. Trotzdem muss das Geldhaus-Quartett auf Wunsch der Regierung mehr junge Leute einstellen, insgesamt 60 000.
ICBC (Platzierung in den Fortune 500: 24): Das ist das Kürzel für Industrial and Commercial Bank of China. Ist die größte Bank der Welt. Klientel: Industrieunternehmen. Hat 8000 Firmen- und 650 Millionen Privatkunden. Gilt in dem Quartett als die am besten gemanagte Bank. Technologisch gut gerüstet. Hat auch einige Akquisitionen im Ausland getätigt, zum Beispiel in Südafrika.
China Construction Bank (30): Bank für den Bau- und Infrastruktursektor. 345 000 Mitarbeiter. Inzwischen in 30 Ländern vertreten.
ABC (35): Die Agricultural Bank of China ist die Bank für die Landwirtschaft. Von dem Image will sie weg. Sie ist aber immer noch sehr stark in den ländlichen Gebieten vertreten. 477 000 Beschäftigte.
Bank of China (43). Sie finanzierte lange Zeit vor allem das Auslandsgeschäft von chinesischen Unternehmen. Folglich ist sie auch im Ausland am stärksten vertreten, insgesamt in 57 Ländern. In Deutschland hat die Bank sechs Filialen.
China Life Insurance Company (45): abgekürzt China Life. Gehört mehrheitlich dem Staat. Hat drei Sparten: Leben, Kranken, Unfall. Bei Leben ist China Life Marktführer mit einem Marktanteil von etwas mehr als 20 Prozent. Das wer schon mal deutlich höher, aber die Konkurrenz aus dem In- wie Ausland hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Knapp über 100 000 Beschäftigte.