China ist wirtschaftlich eine Weltmacht. Doch was wissen deutsche Ökonomen über Chinas Rolle in der Weltwirtschaft? Zu wenig. „Die Intensität der Forschung zu China in der Weltwirtschaft hinkt der zunehmenden Bedeutung Chinas hinterher“, heißt es in einer Mitteilung des traditionsreichen Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) vom 3. September 2020. Deshalb hat das IfW just an diesem Tage die Kiel Institute China Initiative gestartet. Eigentlich sollte an diesem Datum eine große Konferenz stattfinden. Aber wegen Corona reichte es bei der Vorstellung nur zu einem etwas kleineren Online-Event, auf der die Initiative vorgestellt wurde. Mit dieser Neugründung wollen die Kieler das Informationsdefizit in den Wirtschaftswissenschaften über China zumindest etwas reduzieren. Leiter der Initiative istAndreas Fuchs, Professor für Entwicklungsökonomik an der Universität Göttingen, außerdem auch Forscher am IfW. Er sagt: „Das Thema China ist in der Volkswirtschaft unterbesetzt.“ Er konzediert, dass er selbst auch erst spät begonnen habe, sich mit China auseinanderzusetzen- und zwar 2008 in Paris, als er dort seinen Master machte und viele chinesische Kommilitonen hatte. „Seitdem beschäftigte ich mich mehr und mehr mit China.“ Sein Forschungs-Schwerpunkt liegt unter anderem auf den wirtschaftlichen Aktivitäten Chinas in Entwicklungs- und Schwellenländern. Derzeit baut Fuchs für die Initiative ein Netzwerk auf, das sich aus Experten aus Wirtschaft und Politikberatung zusammensetzt, die sich alle mit Chinas Volkswirtschaft beschäftigen. Vorerst besteht diese Gruppe „nur“ aus Forschern des IfW. „Die Kieler sind der Kern“, sagt Fuchs. Wenn das Netzwerk steht, sollen gemeinsame Forschungsprojekte gestartet werden. Das Themenspektrum ist breit: Handelsbeziehungen, Auslandsinvestitionen, Entwicklungszusammenarbeit, Global Governance, Umwelt und Klima, Innovation und Digitalisierung. Die Initiative will dabei auch akademische und politische Debatten anregen. „Hierzulande ist der Austausch zwischen Wissenschaft und Politik nicht so ausgeprägt wie in den USA“, sagt Fuchs, der auch schon in Princeton gearbeitete hat. „Wir wollen dazu beitragen, dies zu ändern.“ Zum Beispiel durch regelmäßige Events. Einmal im Jahr ist eine große Konferenz geplant. Als erstes soll die für September 2020 vorgesehene Eröffnungskonferenz nachgeholt werden. Fuchs: „Wir planen für Ende des Jahres oder Anfang nächsten Jahres.“
Info:
Die Webseite der Kiel Institute China Initiative gibt es hier: https://www.ifw-kiel.de/institute/research-centers-initiatives/kielinstitutechinainitiative/ Bilder und Statements von der Eröffnungskonferenz der Initiative sind hier zu sehen und hören: https://www.youtube.com/watch?v=g7w8jG8EJ40