….Last Call von Daniela Schwarzer. Der Untertitel lautet: Wie Europa sich zwischen China und den USA behaupten kann. Schwarzer konstatiert eine „neue geoökonomische Welt“, in der die EU einen relativen Gewichtsverlust hinnehmen musste. In ihrem Buch macht sie mehrere Vorschläge, wie die EU zu einem handlungsfähigen Akteur auf der internationalen Bühne werden könnte. Die Politikwissenschaftlerin, die nach ihrer Tätigkeit als Direktorin bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) nun bei Open Society Foundation arbeitet, schreibt: „Die EU hat keine andere Wahl, als eine eigenständige Machtpolitik zu entwickeln.“ Aber wie weit darf diese Eigenständigkeit gehen? Im Falle der China-Politik nach Schwarzers Ansicht nicht zu weit. Denn im Verhältnis zu China plädiert sie für einen engen Schulterschluss der Europäer mit den USA. Mit Joe Biden biete sich eine neue Chance, gemeinsam gegen das – so ihr Duktus – aggressive China vorzugehen: „Es gibt gute Ansatzpunkte für eine transatlantische Strategie gegenüber China.“ Eine solche Strategie beinhalte auch mehr Kooperation in der Region Indo-Pazifik. Sie fordert: „Europa muss sich stärker in der Region engagieren, um seine Interessen zu wahren.“ Das Engagement solle politisch, wirtschaftlich und militärisch (!) sein. Dabei hat sie ein paar Seiten vor dieser Forderung geschrieben, dass das Risiko eines militärischen Konflikts zwischen China und den USA und seinen Alliierten gewachsen sei. Ein stärkeres Engagement der Europäer aber würde dieses Risiko noch erhöhen. Wäre die verantwortungsvollere Rolle der EU, die sich einmal Friedensmacht nannte, nicht besser die eines Vermittlers in diesem Konflikt mit gewaltiger Eskalationsgefahr?
Info:
Daniela Schwarzer: Last Call, Campus Verlag, 210 Seiten, 22,95 Euro; Im Rahmen einer Veranstaltung der DGAP wurde das Buch vorgestellt. Das Gespräch mit ihr und Constanze Stelzenmüller (Brookings Institution, Washington) ist hier zu sehen: https://www.youtube.com/watch?v=CdiFokNmcYA