…Welt im Lockdown von Adam Tooze. „Das Buch war nicht geplant“, sagt der britische Historiker Adam Tooze, der an der Columbia University in New York lehrt. Die Aktualität hat ihm aber dieses Projekt quasi aufgedrängt. Das Buch beschreibt die zwölf Monate von Januar 2020 bis Januar 2021, also das erste Jahr der globalen Pandemie, die längst noch nicht ausgestanden ist. Das Buch sei „Zeitgeschichte im Livestream“ – so hat es der taz-Redakteur Stefan Reinecke in einem Gespräch mit Adam Tooze genannt. Für mich ist es die beste Beschreibung dieses Seuchenjahres mit all seinen weltwirtschaftlichen und geopolitischen Konsequenzen, die hierzulande angesichts der vorherrschenden Selbstbespiegelung („Wir sind gut durch die Krise gekommen“) weitgehend ausgeblendet werden. Für Tooze hat die Pandemie eine deutliche Verschiebung der wirtschaftlichen Gewichte Richtung Ostasien gebracht – nach Korea, Japan, aber vor allem China. Chinas Volkswirtschaft war 2020 die einzige große Volkswirtschaft, die noch wuchs. Auch politisch ist China stabil geblieben, obwohl im Frühjahr 2020 die ersten Zusammenbruchtheorien im Westen kursierten. „Die Vorstellung, dass Corona die Legitimität der KPCh-Herrschaft erschüttern würde, hat sich als völlig falsch erwiesen“, schreibt Tooze. Wenn ich der neuen deutschen Außenministerin ein Buch empfehlen dürfte, dann dieses.
Info:
Adam Tooze: Welt im Lockdown, C. H. Beck, 408 Seiten, 26, 95 Euro.
Wer Adam Tooze, der in Heidelberg aufgewachsen ist und deshalb sehr gut Deutsch spricht, hören will, dem empfehle ich diese Diskussion mit taz-Redakteur Stefan Reinecke: https://taz.de/Lektionen-aus-Corona/!5799189/