Sie kennen sich seit 1973. Damals waren Reinhard Bütikofer (heute Europaabgeordneter der Grünen) und Thomas Heberer (Senior Professor an der Uni Duisburg-Essen) – beide maoistisch angehaucht – noch ziemlich einer Meinung. Heute trennen die beiden Welten in der Einschätzung Chinas. Das wurde bei einer Veranstaltung des Center for Applied European Studies am 14. November in Frankfurt deutlich. Während Heberer der Volksrepublik mit seinen 1,4 Milliarden Menschen ein Recht auf Aufstieg und Mitgestaltung der Weltordnung einräumt, sieht Bütikofer die Gefahr einer Peking-zentrierten Weltordnung und unterstellt Chinas Führung ein imperialistisches Programm. Während Heberer eine Fortsetzung der Merkelschen China-Politik auch in der EU fordert, sieht Bütikofer „Merkel bereits hinter der Kurve. Europas Chinapolitik bewegt sich von Merkel weg.“ Während Heberer die Rolle der EU eher in der Rolle eines Vermittlers zwischen China und den USA sieht, steht Bütikofer Seite an Seite mit den Amerikanern. Aber immerhin in einem Punkt waren sich die beiden einig. Heberer: „Abkoppelung von China und die Eindämmung Chinas sind unrealistische Optionen“. Bütikofer: „Ziel unsere Politik sollte nicht sein, China einzudämmen.“
Die Veranstaltung kann man hier sehen: https://www.youtube.com/watch?v=c6eUb8BM3TU (Der Vortrag Heberers beginnt bei Minute 12:15, der von Reinhard Bütikofer bei 26:00. Die Diskussion dann ab 50:00).