FLIEGEN I Frust in Hongkong

Früher war Hongkong für Piloten ein begehrter Arbeitsplatz. Renommierte Airline (Cathay Pacific), gute Bezahlung, attraktiver Wohnort. Alles vorbei – dank Corona. Cathay Pacific ist in schweren Turbulenzen, auch weil es keinen Heimatmarkt hat, um zumindest teilweise die Verluste im internationalen Geschäft zu kompensieren. Cathay brauchte Staatshilfe, musste aber trotzdem tausende Mitarbeiter entlassen. Die, die bleiben durften, mussten Gehaltseinbußen hinnehmen. Und jetzt kommen noch für Piloten und Crew die extremen Belastungen durch die rigorosen Quarantäne-Bestimmungen hinzu. Gegenüber AFP berichtet ein Cathay-Pilot, dass er fünf Wochen lang nur zwischen Cockpit und Quarantäne-Hotels pendelte. Offenbar ist das kein Einzelfall. Viele Piloten halten das nicht mehr aus und kündigen. Cathay hat im Dezember einige Flüge streichen müssen. Es könnte durchaus sein, dass diese auch mit einem Mangel an Piloten zu erklären ist. Aber nicht nur Cathay-Piloten sind gefrustet, sondern auch die Crews ausländischer Airlines. Nachdem eine Crew von British Airways 21 Tage in das berüchtigte Quarantäne-Camp Penny`s Bay auf Lantau gesteckt wurde, stellte die britische Linie den Flugverkehr nach Hongkong ein. Auch die Swiss fliegt temporär nicht mehr dorthin, weil – so die Airline in einer Mitteilung – die Rahmenbedingungen „weder nachvollziehbar noch akzeptabel“ seien. Mehrere Tests plus Quarantäne sind vorgeschrieben. Die Lufthansa fliegt inzwischen via Bangkok nach Hongkong. Diese Lösung hat den Vorteil, dass die Crew sofort wieder nach Bangkok zurückfliegen kann, ohne in Hongkong in Quarantäne zu müssen. Die restriktive Null-Covid-Politik Hongkongs führt dazu, dass andere asiatische Hubs wie Bangkok oder auch Seoul an Bedeutung gewinnen und Hongkong, dass sich gerne als Logistik-Drehscheibe sieht, an Attraktivität verliert. Zu diesem Trend passt die aktuelle Meldung, dass FedEx soeben seine Crew Base in Hongkong geschlossen hat.

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