HU IS HU? Alvin Chau, im Fegefeuer der Spielhölle Macau

Nun kommt auch Macau, die andere ehemalige Kolonie am Perlflussdelta, in das Visier der Herren aus Beijing. Doch anders als im benachbarten Hongkong drohen hier keine politischen Gefahren von rebellierenden Möchtegern-Demokraten. Die Führung der ehemals portugiesischen Kolonie war schon immer sehr linientreu gegenüber Beijing. Und demokratische Gelüste hat in der Spielhölle fast niemand. Nein, hier geht es um Geld, um Spielgeld. Macau hat sich zu einer Drehscheibe der Geldwäsche und des illegalen Gambling entwickelt. Und dagegen will Beijing nun vorgehen. So kann man die am 28. November erfolgte Verhaftung von Alvin Chau (47) interpretieren. Chau ist eine sehr schillernde Figur in der Macauer Gambling-Szene. Er ist in Macau geboren und stieg bereits mit 20 in dieses Business ein. Sein Lehrmeister war kein geringerer als Triadenboss Wan Kuok-koi (Spitzname: „Broken Tooth“). Der landete zwar 1998 für 15 Jahre hinter Gittern, doch aus dem Gefängnis heraus wies er seine Gefolgsleute an, dem aufstrebenden Alvin Chau 30 Millionen Dollar zukommen zu lassen, damit dieser 2007 sein Unternehmen Suncity gründen konnte. Mit diesem stieg Chau in das „Junket Business“ ein. Etwas vereinfacht kann man Junkets mit All-Inklusiv-Reisen für Gambler übersetzen. Zum Rundum-Paket gehören die Anreise, die Übernachtung und vor allem die Nutzung der VIP-Räume in den Casinos – inklusive Kreditangebot, wenn nötig. Chaus Unternehmen Suncity stieg in wenigen Jahren zum Marktführer im Junket-Business auf. Das Unternehmen soll einen 40-Prozent-Anteil an diesem lukrativen Marktsegment haben. Alvin Chau bekam den Titel „Junket King“ verpasst und wurde zu einer zentralen Figur in Macau. Sein unkonventionelles Privatleben trug zudem zur Berühmtheit bei. Die Ehe mit der Unternehmerin Heidi Chan (40) hielt den gut aussehenden Chau nicht davon ab, mit dem ebenfalls gut aussehenden amerikanisch-malaysischen Model Mandy Lieu (36) vier Kinder zu zeugen. Mit dem Geld, das er in Macau verdiente, baute Chau Hotels und Casinos in Vietnam, Wladiwostok und auf den Philippinen. Und er stieg ins Online Gambling ein. Doch diese Aktivität scheint ihm jetzt zum Verhängnis geworden zu sein. Denn das Online Gambling soll er auch auf Mainland China ausgedehnt haben. Aber Glücksspiele sind in China verboten. Es gab wohl mehrere Warnungen an Chau, selbst von höchster Stelle in Beijing, berichtet die Hongkonger Zeitung Sing Tao Daily. Aber Chau ignorierte sie, fühlte sich sicher, hatte er doch auch Lobpreisungen zum 100. Geburtstag der KP veröffentlicht. Am 26. November erließen die Behörden in Wenzhou – übrigens die Stadt, in der Chinas gerissenste Geschäftsleute zuhause sind – Haftbefehl gegen Alvin Chau. Einen Tag später wurde er zusammen mit zehn weiteren Personen in Macau verhaftet, 14 Stunden verhört und dann ins Coloane Gefängnis gesteckt. Wie ist dieser Fall Chau zu interpretieren? Nicht als Einzelfall. Da sind sich die Beobachter einig. Die Spielhölle Macau ist den Herren um Xi Jinping, der ja seit Jahren gegen Korruption vorgeht, suspekt, denn dorthin fließt viel illegales Geld. Offenbar will Beijing Macau stärker kontrollieren und die Abhängigkeit der Sonderverwaltungszone vom Gambling reduzieren.  Immerhin steuert dieser Wirtschaftszweig rund 70 Prozent zum Sozialprodukt bei.  Fast das gesamte Steueraufkommen Macaus kommt aus dieser Industrie. Bei den sechs Casino-Betreibern geht die Angst um, denn im Juni nächsten Jahres steht die Verlängerung der Lizenzen an. Sie befürchten, dass ihnen Beijing dort Auflagen machen wird, sich stärker im Non-Gambling-Bereich zu engagieren. In dieses Bild passt, dass vergangene Woche in Macau eine Messe stattfand, in der viele Tech-Firmen aus China anwesend waren. Die Botschaft, die dort signalisiert wurde: Macau soll zu einem regionalen Tech-Hub ausgebaut werden. Neues Spiel, neues Glück.

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