WER MACHT WAS? Deutschland, deine Sinologen (6). Heute: Uni Duisburg-Essen

In Deutschland gibt es an vielen Universitäten, aber auch an einigen Fachhochschulen die Möglichkeit Sinologie oder sogenannte Kombi-Studiengänge – meist mit Wirtschaft – zu studieren. Die Unis haben dabei unterschiedliche Schwerpunkte. Manche lehren vorwiegend das moderne China, manche eher das alte China, die meisten beides. In dieser Serie werde ich die sinologischen Abteilungen an den deutschsprachigen Universitäten und ihre Geschichte, ihre Schwerpunkte und ihre Lehrenden vorstellen. Heute wird keine Sinologie-Fakultät vorgestellt, sondern das Institut für Ostasienwissenschaften an der Universität Duisburg-Essen.

Die Geschichte: Die Universität Duisburg-Essen ist eine relativ junge Hochschule. Sie entstand 2003 durch eine Fusion der beiden ehemaligen Gesamthochschulen Duisburg und Essen. Bereits 1994 wurde an der Uni Duisburg das Institut für Ostasienwissenschaften von vier Fachbereichen gegründet. Die Idee eines solchen fach- und länderübergreifenden Instituts ging von zwei Ökonomen aus: Dieter Cassel und Günter Heiduk. Mit Gründung des Instituts 1994 wurde auch der erste Lehrstuhl für die Wirtschaft Chinas eingerichtet, den Carsten Herrmann-Pillath besetzte. Der Lehrstuhl für Politik Chinas folgte dann 1998. Auf ihn wurde damals Thomas Heberer berufen (vorher Bremen und Trier). Zunächst beschäftigte sich das Institut mit den beiden Ländern Japan und China. Viel später – erst 2019 – kam Korea hinzu, nachdem man auch über Vietnam diskutiert hatte. Der Grundgedanke dieses Ostasiatischen Instituts war, ein Methodenfach (Politikwissenschaft, Soziologie oder Wirtschaftswissenschaften) mit einem Sprachstudium zu kombinieren. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt in Deutschland nur noch die benachbarte Ruhr-Universität Bochum.

Die Lehrenden: Insgesamt elf Professoren lehren an dem Institut, das sich englisch abgekürzt IN-EAST nennt. Vier der Professoren beschäftigen sich mit China. Die beiden ordentlichen Lehrstühle besetzen Nele Noesselt für Politik (seit November 2015, davor GIGA Hamburg und Uni Göttingen) und Markus Taube für Wirtschaft (seit 2000, davor u.a. Ifo-Insitut München). Noesselt ist derzeit auch Direktorin des IN-EAST. Als Junior-Professor lehrt Tao Liu Vergleichende Soziologie und Gesellschaft Chinas. Thomas Heberer ist weiterhin als Seniorprofessor tätig. Eine Besonderheit: Die Professoren sind Mitglieder der entsprechenden Fachinstitute, die wiederum das Institut finanzieren.

Das Studium: Es gibt den Bachelor-Studiengang Moderne Ostasienwissenschaften (Kürzel: BA MOAS), der aber einen Numerus Clausus hat.  Es ist die Kombination aus einer Fachdisziplin (Politikwissenschaft, Soziologie oder Wirtschaftswissenschaften) und dem Studium einer ostasiatischen Sprache (Chinesisch, Japanisch oder Koreanisch). Die Regelstudienzeit beträgt vier Semester. Im dritten Studienjahr geht es an eine der Partnerunis in Ostasien. In China hat das Institut acht Partneruniversitäten. Zwei Master-Studiengänge werden angeboten: Contemporary East Asian Studies (CEAS) und Modern East Asian Studies (MEAS). Das einjährige CEAS-Studium ist für Bachelor-Absolventen mit Vorkenntnissen der entsprechenden Sprachen, das zweijährige MEAS-Studium für Politologen, Soziologen, Wirtschaftswissenschaftler oder andere ohne Vorkenntnisse. Die Master-Studiengänge sind gut frequentiert, vor allem von Studenten aus Asien und Osteuropa. Beim Bachelor-Studiengang nimmt die Zahl der Chinesisch-Studierenden ab. Inzwischen lernen sogar mehr Studierence Koreanisch als Chinesisch. Die Absolventen haben nach Auskunft von Thomas Heberer gute Berufschancen, vor allem auch in der Wirtschaft. „Weil hier mehr Methodik und andere sozialwissenschaftliche Grundlagen in den Studienverlauf eingebettet sind, haben unsere Absolventen Vorteile gegenüber den reinen Sinologen“, sagt Heberer.

Info:

Zur Homepage des Instituts für Ostasienwissenschaften an der Universität Duisburg-Essen geht es hier:

https://www.uni-due.de/in-east/school/

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