OLYMPIA I Fragen über Fragen – aber auch Antworten

Vom 4. bis 20. Februar werden die Olympischen Winterspiele in Beijing stattfinden. Damit wird Chinas Hauptstadt der erste Ort sein, der sowohl Sommer- wie auch Winterspiele ausgetragen hat. Darauf ist Chinas Führung mächtig stolz. Weniger erfreut dürfte sie über die vorolympischen Ränkespiele gewesen sein, bei denen es vor allem darum ging, ob die Spiele wegen Menschrechtsverletzungen in Xinjiang, dem Vorgehen in Hongkong und Taiwan (diplomatisch) boykottiert werden sollten. Außerdem macht den Organisatoren die Corona-Pandemie zu schaffen, die Beijing erfasst hat. Es gibt viele Fragen. Hier sind sie:

Warum in Beijing? Weil sich im Sommer 2015 Beijing gegen den einzigen Konkurrenten, die ehemalige kasachische Hauptstadt Almaty, knapp mit 44:40 durchgesetzt hatte. Andere Bewerber wie zum Beispiel Graubünden in der Schweiz oder München sind vorher abgesprungen, weil sich deren Bevölkerung gegen eine Bewerbung entschieden hatte. China, bislang nicht als Wintersportnation aufgefallen, will durch diese Spiele im eigenen Land den Sport in Eis und Schnee promoten. Das Ziel sind 300 Millionen Chinesen auf Skiern, Kufen und anderen Wintersportgeräten. Derzeit sollen es gerade mal 10 Millionen sein.

Wo? Die Spiele haben drei Austragungsorte: Beijing natürlich, Yanqing und Zhangjiakou. In Beijing finden die Wettbewerbe auf dem Eis statt. Dafür mussten kaum neue Sportarenen erstellt werden, denn man baute die bestehenden einfach um. Neu dagegen sind alle Anlagen in Yanqing und Zhangjiakou. In Yanqing (75 km von Beijing entfernt) finden die alpinen Skiwettbewerbe sowie die Rodeldisziplinen statt, im 190 Kilometer entfernten Zhangjiakou die nordischen Skiwettbewerbe plus das Snowboarden. An allen drei Standorten gibt es ein Olympisches Dorf.

Was gibt es zu gewinnen? Wie immer Gold-, Silber-, und Bronzemedaillen. Und – wie alle vier Jahre – mehr davon. Insgesamt werden 109 Goldmedaillen in 19 Sportarten vergeben. Sieben Disziplinen sind neu, darunter mehrere Mix-Wettbewerbe mit gemeinsamen Teams von Frauen und Männern. Neu ist auch der Monobob für Frauen. Die sind davon gar nicht so begeistert. Sie wären lieber – wie die Männer – auch noch im Viererbob gefahren.

Wann geht es los? Am 4. Februar um 13 Uhr (deutsche Zeit) findet die Eröffnungsfeier statt.Sie wird im Nationalstadion, auch Vogelnest genannt, stattfinden. Wie 2008 wird auch dieses Mal der berühmte Filmemacher Zhang Yimou Regie führen. Natürlich ist noch alles geheim.  Nur soviel ist bislang bekannt: Die Show soll „nur“ 100 Minuten dauern. Und – so Zhang Yimou – „die Flamme wird auf eine noch nie dagewesene Weise entzündet“. 

Wer nimmt teil? 86 Nationen schicken Sportler nach Beijing. Die größten Kontingente stellen Gastgeber China, Russland, die USA und Kanada. Traditionell ist aber der europäische Kontinent am stärksten vertreten. Deutschland reist mit 148 Athleten an, darunter 25 Eishockeyspieler. Die deutschen Sportler und Funktionäre werden mit mehreren Boeing-747 der Lufthansa von Frankfurt nach Beijing geflogen. Die Kanadier kommen in zwei gecharterten Maschinen von Air Canada. Die USA pferchen gar das komplette Athleten-Team in eine A350 von Delta Airlines. Sie sind am 27. Januar von Los Angeles nach Beijing geflogen – mit Zwischenlandung in Seoul, weil der Sprit sonst nicht ausgereicht hätte.

Wer boykottiert?: Dem diplomatischen Boykott der USA schlossen sich Australien und Großbritannien sowie die EU-Staaten Belgien, Dänemark, Estland und Litauen an. Länder wie Österreich, die Niederlande und Schweden entschuldigten sich wegen Corona. Aus demselben Grunde reisen auch die für Sport zuständige Innenministerin Nancy Faeser sowie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nicht nach Beijing.  Außenministerin Annalena Baerbock sagte als „Privatperson” ab. Bundeskanzler Olaf Scholz spielt auf Zeit und wartet auf eine einheitliche europäische Regelung, die aber nicht kommt.

Wer berichtet wie? Viele TV-Anstalten fahren nicht in der sonst bei Olympia üblichen Mann/Frau-Stärke an. So werden viele Kommentare live vom Mainzer Lerchenberg gesendet, wo ARD und ZDF ein gemeinsames Studio haben. Dort moderieren Jessy Wellmer und Julia Scharf (ARD) und Katrin Müller-Hohenstein und Rudi Cerne (ZDF). Die beiden Sender wechseln sich – wie üblich – täglich ab. Das ZDF beginnt am 4. Februar. Die Übertragungen beginnen aufgrund der Zeitverschiebung meist gegen 2 Uhr morgens und dauern in der Regel bis 17 Uhr.

Wie wird das Wetter? In Beijing hat es kürzlich geschneit. Das kommt nicht so oft vor. Aber das ist auch nicht so wichtig, weil in Beijing ja die Disziplinen in den Hallen stattfinden. Auf Schnee ist man dagegen geradezu existentiell an den beiden anderen Austragungsorten angewiesen. Die Gegend nördlich von Beijing ist zwar kalt, aber sehr trocken. Deshalb werden die Pisten mit künstlichem Schnee präpariert, was zu einem hohen Wasserverbrauch führt. 158 Schneekanonen sind im Einsatz.

Und die Frage aller Fragen: Was macht Corona? Ausgerechnet kurz vor Beginn der Spiele hat Corona auch Beijing erreicht. Die Zahl der Infektionen ist jedoch nach europäischen und amerikanischen Maßstäben extrem gering. Aus Sorge vor weiteren Ansteckungen hat das Organisationskomitee den freien Verkauf von Tickets an die Bevölkerung Mitte Januar eingestellt (ausländische Besucher waren schon vorher nicht zugelassen). Der Zugang zu den Events wird nur noch ausgewählten Zuschauern gestattet. Die Athleten, Funktionäre und Journalisten bewegen sich – ähnlich wie bei den Sommerspielen in Tokio – in einer Blase. Sie dürfen sich nur zwischen den Olympischen Dörfern und den Wettkampfstätten bewegen. Und sie werden permanent getestet.

Info:

Hier eine Übersicht über die Olympischen Sport- und Schlafstätten: https://olympics.com/en/beijing-2022/venues

Hier ein CNN-Beitrag, wie die Bubble funktioniert: https://edition.cnn.com/2022/01/21/china/beijing-winter-olympics-covid-quarantine-explained-mic-intl-hnk/index.html

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