WIRTSCHAFT I Dalio gegen Soros – Bulle gegen Bär

Beide sind Milliardäre. Beide haben ihr Geld mit Investments und Wetten an der Wall Street gemacht. Doch über China sind sich Ray Dalio (72) und George Soros (91) nicht einig. Sie haben diametral entgegengesetzte Meinungen über das Land und seine Zukunft. Sie stehen damit stellvertretend für die schon seit Monaten anhaltende Diskussion an der Wall Street: Soll man in China investieren? Soros sieht China vor dem Kollaps, Dalio neigt zur chinesischen Sichtweise des amerikanischen Abstiegs und des eigenen Aufstiegs. Altmeister Soros hielt am 31. Januar bei der von der Hoover Institution veranstalteten Diskussion „China on the eve of the Winter Olympics“ eine vielbeachtete Rede. Sie war eine Abrechnung mit Xi Jinping. Zuvor pries er Deng Xiaoping: „He invited foreigners to invest in China, and that led to a period of miraculous growth.” Dies verspiele nun Xi. “Xi Jinping has done his best to dismantle Deng Xiaoping´s achievements.” Deshalb habe Xi auch viele Feinde in der KP. “Xi is under attack from those who are inspired by Deng Xiaoping´s ideas.“ Zu diesen internen Machtkämpfen kämen wirtschaftliche Probleme: “China is facing an economic crisis centered on the real estate market.“ Außerdem seien da noch die bekannten demographischen Probleme, der falsche Umgang mit Covid und, und…Man hat nach Anhören des Vortrags von Soros den Eindruck, China und Xi ständen vor dem Kollaps. Da ist Ray Dalio ganz anderer Meinung. Er reist seit 1984 nach China und ist ziemlich bullish, was China betrifft. Sein Unternehmen Bridgewater Associates investiert kräftig in dem Land. Dalio hält gar ein Investment in den USA für risikoreicher als in China. In seinem Heimatland wird Dalio heftig kritisiert, vor allem, weil er die Menschenrechtslage in China ausblende.

Insbesondere sein CNBC-Interview Ende November wird angeprangert, weil er Chinas Führung dort lobend als „strict parent“ titulierte. Bei einer Investment-Konferenz der UBS im Januar lobte er Xi Jinpings Konzept des „common prosperity“. Das sei keine Rückkehr zum Kommunismus, sondern ein Vehikel für eine gerechtere Einkommensverteilung. Im Übrigen sieht Dalio die USA in nicht weniger als sechs Kriegen mit China: in Handels-, Technologie-, Finanz- und Kulturkriegen sowie in einer geopolitischen und militärischen Auseinandersetzung (siehe hierzu sein aktuelles Buch „Principles for Dealing with the Changing World“). Als Dalio kürzlich in der BBC-Sendung „Newsnight“ gefragt wurde, ob China den wirtschaftlichen Wettbewerb mit den USA gewinnen werde, antwortete er kurz und knapp: „Yes, it is winning.“

Info:

Die Soros-Rede bei Hoover gibt es hier: https://www.georgesoros.com/2022/01/31/george-soros-on-china-remarks-delivered-at-the-hoover-institution/ Hier erklärt Ray Dalio seine Sicht auf China: https://www.bridgewater.com/research-and-insights/china

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