KULTUR I Beutekunst aus China

Beutekunst hat eine lange unrühmliche Geschichte. In Kriegen erbeuteten die Sieger Kunstwerke des besiegten Landes und schleppten sie nach Hause in private Sammlungen oder auch in öffentliche Museen. Vor allem die europäischen Kolonialmächte – darunter auch die Deutschen – des 19. und 20. Jahrhunderts waren fleißig im illegalen Sammeln. Bislang war bei der Aufarbeitung dieser Diebstähle meist Afrika im Fokus, China dagegen eher nicht.  Doch das ändert sich gerade. Seit November läuft in Deutschland ein Projekt mit dem Namen „Spuren des Boxerkriegs in deutschen Museumssammlungen – eine gemeinsame Annäherung“. Der Boxerkrieg fand um 1900 statt. An ihm waren auch deutsche Truppen beteiligt. Aus der Zeit stammen Tausende von Objekten aus China in deutschen Museen. Sie wurden bislang wenig systematisch erfasst. Deshalb nun dieses Projekt, das gemeinsam von sieben deutschen Museen getragen und vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste finanziert wird. Beteiligt sind unter anderem die Staatlichen Museen zu Berlin, das Museum am Rothenbaum und Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg sowie das Museum Fünf Kontinente in München. Bei der Aufarbeitung dieser Schandtaten sollen nicht nur die Objekte identifiziert werden, sondern auch die Akteure, also die Räuber, die Transporteure und die Händler. Das bis November 2023 terminierte Projekt wird von Christine Howald geleitet. Die Kunsthistorikerin ist Provenienzforscherin mit Schwerpunkt asiatische Kunst bei den Staatlichen Museen zu Berlin.

Info:

https://www.smb.museum/en/museums-institutions/museum-fuer-asiatische-kunst/collection-research/research/traces-of-the-boxer-war/

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