Es ist Mode geworden, die wirtschaftliche Abhängigkeit von China zu kritisieren, nachdem wir von dieser Abhängigkeit in den vergangenen Jahren sehr gut gelebt haben. Unsere Wirtschaft wäre jedenfalls ohne China nicht so kräftig gewachsen. Aber das will offenbar niemand mehr hören. Jetzt geht es nur noch darum, diese Abhängigkeit zu reduzieren. So auch Jürgen Matthes vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW). In seiner – wie er es nennt – „empirischen Faktensammlung“ mit dem Titel „Gegenseitige Abhängigkeit im Handel zwischen China, der EU und Deutschland“ stellt er zunächst anhand vieler Zahlen fest, dass „China noch etwas stärker von der EU abhängig ist als umgekehrt die EU von China“. Doch das ändere sich derzeit, weil China seinen Handelsanteil mit der EU reduziere, wir dagegen unseren Handel mit China ausbauen würden. Das bereitet dem Autor Sorge. Deshalb sollten die EU und Deutschland ihre Abhängigkeit von China verringern, vor allem bei kritischen Rohstoffen wie den Seltenen Erden. Aber Matthes schreibt auch: „Nicht jede Gewinnmöglichkeit in China muss genutzt werden“. Also sollen Unternehmen auf dem größten Markt der Welt Umsatzverzicht üben. „Stattdessen sollten die Firmen bereit sein, gemeinsam mit der Politik Diversifizierungsmöglichkeiten in neuen Partnerländern zu eruieren“. Die neuen Länder sieht er in Asien, Afrika und Lateinamerika. Mit diesen soll die EU neue Handels- und Investitionsabkommen abschließen. Das Investitionsabkommen mit China soll dagegen nicht ratifiziert werden, ebenso sollen keine Garantien für Investitionen in China mehr gegeben werden. Das IW wird ja gemeinhin als wirtschaftsnah verstanden. Im Falle China ist es das aber nicht, sondern es ist politiknah.
Info:
Die empirische Faktensammlung „Gegenseitige Abhängigkeit im Handel zwischen China, der EU und Deutschland“ gibt es hier: