In China wird derzeit ein seltsames Wesen in den sozialen Medien verfolgt: der „ice cream assassin“, der Eiskremmörder. Der entsprechende Hashtag wurde über 600Millionen mal geklickt. Eiskremmörder – Wer ist das, wer steckt dahinter? Die Täter sind die Eiskrem-Firmen, die Opfer deren Kunden. Die beklagen sich in diesem Sommer besonders häufig über die hohen Preise für das erfrischende Produkt aus der Tiefkühltruhe. Dort greifen sie erwartungsfroh hinein und erleben dann beim Bezahlen an der Kasse ihr Wunder: Das Eis kostet oft weit mehr als 10 Yuan. Bei den chinesischen Kunden hat sich in den vergangenen Jahren eine Preis-Range von 6 bis 10 Yuan für ein Eis verfestigt. Mehr sollte es nicht kosten. Tut es aber. Ein wichtiger Grund sind die Verschiebungen am chinesischen Eiskremmarkt, der inzwischen mit einem Volumen von rund 24 Milliarden Dollar der größte der Welt ist. Lange Zeit beherrschten vier Unternehmen den Markt. Die beiden chinesischen Marken Yili und Mengniu sowie die beiden ausländischen Konzerne Nestlé und Wall´s (Unilever). Yili und Mengniu – die beiden großen chinesischen Hersteller von Milchprodukten – bedienen dabei die untere Preisspanne zwischen 2 und 5 Yuan, die beiden Multis lagen etwas darüber – meist zwischen 5 und 10 Yuan. Aber seit einigen Jahren lockte der boomende Markt immer mehr Newcomer an, die vor allem auf die kaufkräftige Schicht junger gutverdienender Verbraucher schielte. Zum Beispiel die Marken Zero Degree Penguin oder Zhong Xuegao (Chicecream). Letztere wird als „Hermés unter den Eiskrems“ verspottet. Ihr Premiumprodukt Ecuador Pink kostet 66 Yuan (fast zehn Euro). Gründer Lin Sheng verteidigt sich und den hohen Preis, indem er auf die hohe und deswegen teure Qualität der Zutaten verweist, im Falle von Pink Ecuador eben teures Kakaopulver aus Südamerika. Doch damit nicht genug des Ärgers für den Premiumhersteller Zhong Xuegao. Ende Juni kursierte ein Video über ein Eis der Marke, das selbst unter einem Feuerzeug nicht schmilzt. Andere berichten, dass das Eis auch nach einer Stunde in einem Raum mit 30 Grad nicht dahinschmilzt. Das Unternehmen antwortet, das höre sie zum ersten Mal und versucht das mit dem Verwenden des Zusatzstoffes Carrageen, einem Dickmittel, zu erklären. Chinas Verbraucher jedenfalls sind irritiert: Ein teures Eis, das nicht schmilzt, ist nicht nach ihrem Geschmack.
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