Jim Laurie (75) ist ein berühmter amerikanischer TV-Korrespondent, der einst für die Sender ABC und NBC in vielen (brenzligen) Orten dieser Welt arbeitete, darunter lange Zeit auch in China. Manchmal tituliert man solche Persönlichkeiten als „Reporter-Legenden.“ Und das ist Jim Laurie zweifelsohne. Am 9. Juli trat er auf Einladung des Deutsch-Chinesischen Mediennetzwerks im C*Space in Berlin auf. Titel seines kurzweiligen Vortrages: „China and the West: Past – Present- Future: A 44year perspective.“ 1978 war er zum ersten Mal in China. Amüsiert zeigte er ein Foto seines “Alien´s Travel Permit”. Ja, so hieß das damals wirklich. 1978 dann sein erstes Treffen mit Deng Xiaoping, zusammen mit elf weiteren US-Journalisten. Damals war seine erste Frage an Deng: „Will you use forces in Taiwan?“ Die „Antwort“ wurde im Bild festgehalten: Deng spuckte in einen neben ihm stehenden Topf. Diese Szene wurde übrigens im US-TV herausgeschnitten. Heute stellt sich die Frage nach einem Taiwan-Angriff wieder. Aber diesmal beantwortet Laurie sie selbst: „It will not happen in my lifetime.“ Ein Angriff auf Taiwan sei sehr unrealistisch. Er würde Chinas Wirtschaft zerstören. Aber zurück zu seinen Anfängen in China. 1981 war er der erste China-Korrespondent eines amerikanischen TV-Senders. Er zeigt Bilder von seinem „Büro“ im Qian Men Hotel und fragt: Kennt jemand den Mann im blauen Mao-Anzug? Nur ein paar ganz alte Hasen melden sich: Das ist doch Wu Hongbo, Botschafter in Deutschland von 2009-2012, derzeit erfolgloser Restaurateur der EU-China-Beziehungen. Wu ist ein Diplomat alten Schlages. Von den heutigen Wolf-Warrior-Diplomaten hält Laurie nicht viel. Sein Rat an China: „You need a soft diplomacy.“ Weiter ging es im Parforce-Ritt durch Lauries China Erlebnisse, immer begleitet von Fotos und Filmsequenzen. Er berichtet von den Wandzeitungen 1978/79 (Sein witziger Vergleich: „Weibo on Wall“), seinen Tibet-Reisen, seinen Treffen mit dem Dalai Lama (in Taiwan), seinen Gespräche mit Chinas Führern (er traf alle außer Hu Jintao und Xi Jinping). Doch nicht diese Interviews haben am meisten Eindruck hinterlassen, sondern das Gespräch mit einem gewissen Xiao Bin, einem Arbeiter, den er einen Tag nach dem Tiananmen-Massaker vom 4. Juni 1989 auf den Straßen Beijings interviewte. Xiao Bin sagte damals vor ABC-Kameras, dass es über 1000 Tote gegeben habe. Diese Aussage in einem „feindlichen“ Sender brachte ihm zehn Jahre Gefängnis ein. Jim Laurie muss schlucken, als er die Story über das folgenreichste Interview seiner langen Karriere erzählt. Trotz der vielen negativen Erlebnisse in China ist aber Laurie kein China-Basher geworden. Im Gegenteil: Er hebt sich ab vom Mainstream-Denken, das derzeit in Washington gegenüber China herrscht: „I am a believer in engagement and diplomacy.“ Damit stehe er aber in Washington, wo er wohnt, ziemlich alleine da. In Berlin, wo er zu Besuch war, inzwischen allerdings auch.
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