Anfang Dezember wurde Donald Tang, CEO des Fast-Fashion-Unternehmens Shein, in London gesichtet. Er soll dort bei der London Stock Exchange (LSE) wegen eines Börsengangs von Shein vorgesprochen haben, meldete Sky News. Tage zuvor hatte Reuters verkündet, dass Shein die Unterlagen für ein IPO an der New York Stock Exchange (NYSE) eingereicht habe. Was nun? London oder New York oder gar beides? Egal, wie die Antwort ausfällt: Der Börsengang von Shein (englisch gesprochen she-in) wird im nächsten Jahr einer der weltweit größten IPOs werden. Zweistellige Milliardenerlöse sind programmiert.
Shein? Wenn Sie männlich und über 35 sind und keine Kinder haben, werden Sie diesen Namen mit großer Wahrscheinlichkeit noch nie gehört haben. Shein – das ist das größte Fast-Fashion-Unternehmen der Welt. Für wenige Euros kann man bei Shein Klamotten aller Art erwerben. Shein hat keine Läden, verkauft wird nur online. Das spart enorme Kosten. Shein ist eine gigantische Produktionsmaschine, die jeden Tag neue Artikel ausspuckt. Produziert wird fast alles in China, verkauft in über 150 Ländern. Umsatz knapp 23 Milliarden Dollar. Der Marktwert des Unternehmens beträgt rund 65 Milliarden Dollar, das ist so viel wie für Zara und H&M zusammen.
Das Unternehmen wurde 2015 von dem heute 39jährigen Chinesen Chi Xu gegründet. Man weiß wenig über ihn. Er spricht kaum Englisch und schläft fast nie, verriet das Wall Street Journal. Chi Xu bleibt im Hintergrund. Überhaupt – so scheint es – will man die chinesische Herkunft verklären. Der Sitz wurde nach Singapur verlegt und mit Donald Tang ein erfahrene amerikanischer Investmentbanker zum CEO gemacht. Er soll den IPO durchziehen und mit den dadurch gewonnenen Milliarden die Expansion des Unternehmens forcieren. Das Produktportfolio soll erweitert werden. Mittelfristig will man Amazon angreifen.
Doch Shein wird selbst angegriffen – von chinesischen Konkurrenten. Weil Shein so erfolgreich ist, fand das Modell mehrere Nachahmer. Zum Beispiel Temu. Erst im September 2022 gestartet, ist das Unternehmen fast so erfolgreich wie Shein. Allerdings hat Temu, das zum Online-Konzern Pinduoduo gehört, ein anderes Modell: Anders als Shein, das Eigenmarken verkauft, bietet Temu eine Plattform für chinesische Händler, die so direkt ab Fabrik verkaufen können. Das spart Lagerkosten bei Zwischenhändlern. Doch wie bei Shein wird auch bei Temu die chinesische Herkunft verschleiert. Das Headquarter ist in Boston.
Den beiden führenden Unternehmen Shein und Temu rückt nun aber ein weiteres chinesisches Unternehmen auf die Pelle. Es heißt Urbanic, hat seinen Sitz ebenfalls im Ausland, nämlich in London. Die beiden Gründer Xue Chi und Deng Qiulin waren einst bei Google bzw. Alibaba. Ihre Strategie zielt vor allem auf die Märkte im globalen Süden – wie zum Beispiel Brasilien, Mexiko oder Indien. Entsprechend niedrig sind die Preise. Möglich ist dies durch eine sehr effiziente supply chain, die von Algorithmen gemanagt wird.
Fazit: Shein, Temu, Urbanic – der internationale Onlinehandel wird zunehmend von chinesischen Konzernen dominiert.
Info:
Hier die Homepages der drei Online-Konzerne:
Shein: https://de.shein.com
Temu: https://www.temu.com
Urbanic: https://in.urbanic.com/