Als sich im November Joe Biden und Xi Jinping in Kalifornien zum Gipfel trafen, orakelten ein paar Kommentatoren angesichts der entspannten Atmosphäre zwischen den beiden von einer Rückkehr zur Engagement-Politik. Doch Joseph Nye (86), einer dieser berühmten amerikanischen Grenzgänger zwischen Politik und Wissenschaft, relativierte schnell diese Einschätzung. In einem Beitrag des Project Syndicate (4. Januar 2024) schreibt er: “In fact, it heralded only a minor détente, not a major change in policy.” Der ehemalige Harvard-Professor und Bill-Clinton-Berater lässt in seinem Beitrag nochmals die Geschichte der amerikanischen Engagement-Politik gegenüber China Revue passieren, ehe er die Frage beantwortet: „What Killed US-China Engagement?“ So heißt auch der Titel seines Artikels. Für ihn wurde die Engagement-Politik nicht erst mit Trump begraben, sondern schon einige Jahre früher. Ein ganz wichtiges Jahr sei 2008 gewesen, das Jahr der globalen Finanzkrise. Chinas Führung habe sie als Zeichen für Amerikas Niedergang gesehen. Danach hätte man Deng Xiaopings zurückhaltende Außenpolitik zugunsten einer selbstbewussteren oder auch aggressiveren Außenpolitik aufgegeben. Nyes Essay endet mit dem Satz: „Engagement was effectively dead by 2016. In today’s era of great-power competition, “managed competition” and “competitive coexistence” have replaced engagement. RIP.“ Von Joseph Nye erschien soeben auch seine Autobiographie: A Life in the American Century, 254 Seiten, Polity Press, 24 $.
Info:
Hier Joseph Nyes Artikel “What Killed US-China Engagement?“ in Project Syndicate:
https://www.chinausfocus.com/news/what-killed-us-china-engagement-25084