Deutschland sieht sich ja gerne als Musterknabe bei erneuerbaren Energien. Aber da gibt es noch ein Land, das beim Nutzen von Sonne und Wind als Energiequellen schon viel weiter ist als die deutschen Streber: China. Das wird zwar in Deutschland (und anderen westlichen Ländern) wenig gewürdigt, weil immer gleich der Zusatz „Aber die Kohle“ kommt. Aber vielleicht sollte man hierzulande endlich mal neidlos zur Kenntnis nehmen, dass China – auch wenn vielen das System nicht gefällt – viel mehr für das Klima tut als viele, viele andere Staaten. Eine objektive internationale Organisation, die Internationale Energieagentur (IEA), hat das gerade getan. In ihrem Report „Renewables 2023 – Analysis and Forecasts to 2028“ wird festgestellt: „China is the world´s renewable powerhouse.”In dem mit Zahlen und Statistiken gespickten Report wird freudig vermeldet, dass im vergangenen Jahr die Kapazität der erneuerbaren Energien weltweit um 50 Prozent zugenommen hat. Dieser Zuwachs ist vor allem China zu verdanken. Dort wurden die Kapazitäten bei Sonne um 116 Prozent und bei Wind um 66 Prozent ausgebaut. 2023 hat China so viel Photovoltaik-Anlagen in Betrieb genommen wie die gesamte Welt im Jahr 2022. Schon dieses Jahr wird China seine für 2030 ausgegebenen Ziele beim Einsatz von Sonne und Wind erreichen. China trägt deshalb wesentlich dazu bei, dass das von der Weltklimakonferenz COP 28 soeben in Dubai ausgegebene globale Ziel – den Einsatz der erneuerbaren Energien bis 2030 zu verdreifachen – erreicht wird. Aufgrund dieses massiven Ausbaus hat China inzwischen weltweit die größten Produktionskapazitäten bei Photovoltaik- und Windanlagen. Bei PV-Modulen dominieren chinesische Firmen den Weltmarkt, bei Windanlagen sind sie auf dem Weg zur Dominanz. Chinas Unternehmen können aufgrund ihrer Skalenvorteile und effizienter, vertikaler Lieferketten viel günstiger produzieren, so dass die Preise für Solarpanels stark gesunken sind. Das wird die Kunden freuen, nicht aber die europäischen Konkurrenten, die mit den Chinesen nicht mithalten können. So ist die Produktion von PV-Modulen in der EU nach IEA-Berechnungen um 60 Prozent teurer als in China. Und die Lücke wird noch größer werden: 2028 soll diese Zahl auf 140 Prozent steigen. Auf die europäische Solarindustrie kommen schwere Zeiten zu.
Info:
Hier kann man den IEA-Bericht„Renewables 2023 – Analysis and Forecasts to 2028“ downloaden:
https://iea.blob.core.windows.net/assets/3f7f2c25-5b6f-4f3c-a1c0-71085bac5383/Renewables_2023.pdf