Die Diskussion über den richtigen Umgang mit China hat längst den Wissenschaftsbetrieb erreicht. Dabei haben die von der Politik vorgegebenen Forderungen nach De-Coupling und De-Risking auch Einzug in den wissenschaftlichen Diskurs gehalten. Nun hat der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) mit einem Papier die Diskussion bereichert. Die Überschrift über das 32-Seiten-Papier lautet: „Die akademische Zusammenarbeit mit China realistisch gestalten.“ Zunächst wird festgestellt: „China hat in den vergangenen Jahren eine dynamische Entwicklung als Wissensnation durchlaufen und ist in vielen Bereichen ein wichtiger Partner für die deutsche Wissenschaft.“ Deshalb die klare Ansage: „An einem akademischen De-Coupling kann Deutschland als Wissenschaftsnation kein Interesse haben.“ De facto hat sich allerdings ein De-Coupling in den vergangenen Jahren vor allem Corona-bedingt vollzogen. Nur noch 1787 deutsche Studierende in China zählt der DAAD im Jahr 2021/22. In den 2010 er Jahren waren es zeitweise über 8000 Studierende. Auch die Zahl der deutschen Gastwissenschaftler in China ging in den vergangenen Jahren von über 700 auf 120 zurück. „Dieser Rückgang von jungen Wissenschaftlern stellt eine Herausforderung sowohl für die China-Expertise der deutschen Hochschulen und auch mittelfristig für die deutsche Wirtschaft, Politik und Gesellschaft dar“, heißt es in dem DAAD-Papier. Es wird deshalb ein „aktiver Austausch“ mit China gefordert: „Eine defensive und zurückhaltende Haltung gegenüber China in der akademischen Zusammenarbeit ist nicht zielführend.“ Der DAAD plädiert deshalb für eine weitere Kooperation mit China (und gibt entsprechende Handlungsempfehlungen), dabei die Risiken durchaus im Blick behaltend. Insgesamt ein wohltuend ausgewogenes Papier, das hoffentlich auch die Forschungsministerin Bettins Stark-Watzinger lesen wird.
Info:
Hier die DAAD-Handlungsempfehlungen „Die akademische Zusammenarbeit mit China realistisch gestalten“: