SPORT I Messi, what a mess!

Eigentlich war es ein unbedeutendes Freundschaftsspiel, das am 4. Februar in Hongkong ausgetragen wurde: Inter Miami trat gegen eine Auswahl Hongkongs (Hong Kong XI) an. Doch 38 000 Zuschauer strömten ins Hong Kong Stadium. Sie wollten aber keine Elf, sondern nur einen Spieler sehen: den argentinischen Superstar Lionel Messi. Doch der blieb die ganze Spielzeit auf der Bank. Er sei verletzt, ließ er verlauten. Das Publikum tobte und buhte. Als Messi dann ein paar Tage später in Tokyo gegen Vissel Kobe in der 60. Minute eingewechselt wurde, steigerte sich der Hongkonger, aber auch der chinesische Frust bis hinein in die politische Szene. Hongkongs Regierungschef John Lee zeigte sich schwer enttäuscht, die altgediente Politikerin Regina Ip forderte gar ein Einreiseverbot für Messi. In Beijing witterte man gar eine politische Absicht hinter Messis Nichtantreten. Beleidigt sagte man zwei für den März geplante Spiele Argentiniens in China ab. In Hangzhou sollte das Messi-Team gegen Nigeria, in Beijing gegen die Elfenbeinküste spielen. Messi ist offenbar in China zur persona non grata geworden. Er mutierte binnen kurzer Zeit in den sozialen Medien vom „football god“ zum „Messi dog“. Dreimal hat sich Messi inzwischen entschuldigt. Erst in Tokio auf einer Pressekonferenz, dann in einer Text-Message auf Weibo und schließlich per Video auf Weibo. Detailliert erklärt er darin seine Verletzung und sein Verhältnis zu China: “I’ve had a very close and special relationship with China and I’ve done a lot of things in China.” Auch wirtschaftliche Interessen spielen dabei eine Rolle, denn Messi hat mehrere Sponsorenverträge mit chinesischen Firmen – von Huawei über Chery und Mengniu bis Chishui River Wine. Den „Fall Messi“ nahm auch Cindy Yu zum Anlaß, in ihrem hörenswerten Podcast „Chinese Whispers“ über den chinesischen Fußball zu reden. In der Folge „What the Messi row reveals about Chinese football” diskutiert sie mit Cameron Wilson, dem Gründer des Wild East Football blog (https://www.spectator.co.uk/podcast/what-the-messi-row-reveals-about-chinese-football/?utm_source=substack&utm_medium=emai/). Der Kenner des chinesischen Fußballs führt die Rückständigkeit des chinesischen Fußballs vor allem darauf zurück, dass das Land keine Fußballkultur hat. Es fehle der Unterbau, die Fankultur. Es gebe keine Bolzplätze. Viele Eltern wollten nicht, dass ihre Kinder Fußball spielen. Der top-down-Approach, wonach der Staatspräsident verordnet, eine Fußballnation zu werden, funktioniere nicht. Er glaubt, dass es in China unter so vielen Menschen mit Sicherheit einen Messi gibt. Aber – so Wilson – er habe keine Chance entdeckt zu werden.

Info:

Messis Entschuldigung per Video: https://www.youtube.com/watch?v=EMiUHRfjUNc

Und hier Messis Statement auf Weibo: https://weibo.com/5934019851/4998840233760043

https://www.spectator.co.uk/podcast/what-the-messi-row-reveals-about-chinese-football/
https://www.spectator.co.uk/podcast/what-the-messi-row-reveals-about-chinese-football/
https://www.spectator.co.uk/podcast/what-the-messi-row-reveals-about-chinese-football/?utm_source=substack&utm_medium=email
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