KULTUR I Live is live – Warum Chinas SängerInnen schlecht performen

Na Ying (56) ist eine erfahrene chinesische Sängerin. Seit den 90er Jahren ist sie in China ein Star. 2008 trat sie bei der Schlusszeremonie der Olympischen Spiele in Beijing auf. Doch am Freitagabend des 10. Mai hatte sie großes Lampenfieber. Die Nächte davor konnte sie kaum schlafen. Warum? An jenem Abend trat sie in der Show „Singer 2024“ auf. Dieser Gesangswettbewerb wird von Hunan TV produziert und ausgestrahlt. Hunan TV ist bekannt für seine kreativen Sendungen. In der ersten Folge von „Singer 2024“ traten sieben Sängerinnen und Sänger auf. Diesmal waren es fünf chinesische und zwei ausländische Interpreten. Nach deren Darbietungen stimmten das Studiopublikum und 500 ausgewählte Zuschauer an den Bildschirmen ab, wer am besten – wie es so schön heißt – performed hatte. Das Ergebnis diesmal: die beiden ersten Plätze gingen an die ausländischen Künstler. Die Amerikanerin Chanté Moore und Faouzia, eine Kanadierin mit marokkanischen Wurzeln, siegten vor den chinesischen Interpreten. Na Ying wurde Dritte, Rainie Yang nur sechste.

Das Ergebnis wurde anschließend heftig in den sozialen Medien diskutiert. Wie konnten sich die chinesischen Sängerinnen und Sänger von zweitklassigen Ausländern so vorführen lassen? Ein Grund und wahrscheinlich der wichtigste: In der Show „Singer 2024“ wird live gesungen. Und das sind chinesische Künstler nicht gewohnt. Hong Hao, der Produzent der Show, sagte denn auch im Vorfeld auf einer Pressekonferenz, dass viele angesprochene Sängerinnen und Sänger  einen Auftritt wegen des Live-Formats abgesagt hätten. Auch in den Staatsmedien wurde die schwache Vorstellung diskutiert. So schrieb die Global Times: “However, from vocal skills to stage presence and flexibility, there was a noticeable gap in performance quality between domestic and international singers.” Doch das Blatt sieht in dem blamablen Abschneiden der heimischen Künstler auch eine Chance für die Zukunft: “Singer 2024” has served as a wakeup call for both Chinese artists and audiences, exposing the disparities between the Chinese and international music scenes.” Man darf gespannt sein, wie die chinesischen Sängerinnen und Sänger in den nächsten Folgen von „Singer 2024“ performen.

Info:

Hier kann man die erste Folge von „Singer 2024“ in voller Länge anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=mKKhe0UP8vs

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