Wir schreiben den 1. Juli 2028. Zum ersten Mal betreten zwei chinesische Taikonauten den Mond. Auf der Erde – genauer in Beijing – verkündet die chinesische Regierung das neuen Raumfahrtzeitalter unter chinesischer Ägide und das Ende der US-Hegemonie im Weltraum. Das westliche Bündnis ist zerstritten, weil Präsident Trump eine aggressive „America First in Space“-Politik fährt und Europa das Nachsehen hat. Mit diesem Szenario beginnt ein Artikel von Lisa Becker und Angela Stanzel (beide Mitarbeiter der Stiftung Wissenschaft und Politik, swp) in der swp-Studie „Weltpolitische Unwägbarkeiten: Erkundungen der Zukunft“. Es werden fünf Foresight-Situationen beschrieben. Eine davon ist der Wettlauf zum Mond, den nach der Prognose von Becker und Stanzel die Chinesen vor den Amerikanern gewinnen. Und wo bleibt Europa? „Europa läuft Gefahr, der Verlierer in der Großmachtrivalität auf dem Mond zu werden.“ Damit dies nicht eintritt, geben die Autorinnen am Schluss Handlungsempfehlungen. Eine davon lautet: „Die Mitgliedstaaten der EU und der ESA sollten die Möglichkeit nutzen, ihr kollektives Gewicht einzubringen und mit einheitlicher Stimme zu sprechen, und zwar sowohl bilateral, zum Beispiel vis-à-vis den USA und China, als auch in internationalen Gremien.“ An der transatlantischen Partnerschaftt solle festgehalten werden. „Eine Kooperation mit China sollte hingegen nur dort angestrebt werden, wo es strategisch im europäischen Interesse ist. Bei Herausforderungen von globaler Tragweite, etwa beim Umgang mit Weltraumschrott und bei der Rüstungskontrolle, ist ein gemeinsamer Ansatz gefragt.“ Um mit China und den USA mithalten zu können, müsse aber in die nationale und europäische Raumfahrt investiert werden, politisch wie finanziell. Die Autorinnen hoffen, dass dies passieren wird: „Noch stehen die Zeichen gut, dass das in diesem Beitrag beschriebene Szenario – ein Weltall ohne Europa – nicht eintritt.
Info:
https://www.swp-berlin.org/publikation/weltpolitische-unwaegbarkeiten-erkundungen-der-zukunft