Beim E-Commerce ist China vielen Ländern voraus. In keinem Land werden mehr Waren online verkauft als in China. Bestes Beispiel ist das Shoppen via Livestreaming. Sie sind kein Vergleich zu den primitiv gemachten TV-Shows von irgendwelchen Home-Shopping-Kanälen hierzulande. Beispiel Zara: Der spanische Modefilialist hat in Shanghai auf rund 1000 Quadratmetern ein Megastudio eingerichtet. Rund 70 Mitarbeiter wuseln durch die Räume – Models, Moderatoren, Visagisten, Kameraleute, Kabelträger. Sie alle produzieren jede Woche Sendungen über fünf Stunden, die auf dem populären Online-Dienst Douyin zu sehen sind. Dort werden digitale Catwalks gezeigt, aber auch Szenen hinter den Kulissen. Aber stets im Vordergrund steht natürlich der Verkaufsgedanke: Zara will seine Kleidung an Mann und Frau bringen. Und das gelingt. Die Online-Umsätze gehen seit Jahren nach oben. So zeigt sich nicht nur bei Zara ein interessantes Phänomen: Der Online-Handel gewinnt immer mehr an Bedeutung im Vergleich zum stationären Handel. Deshalb ist auch die Zahl der Zara-Geschäfte deutlich zurückgegangen. Hatte Zara 2019 noch 570 Shops in ganz China, so waren es Ende Januar 2024 gerade noch 192. Wird diese Entwicklung mit einem time-lag auch in Europa eintreten? Dazu müsste hierzulande aber das Online-Verkaufserlebnis attraktiver gemacht werden. Die statischen Webseiten, wo massenhaft Bildchen von Produkten gezeigt werden, animieren nicht besonders zum Kauf. Und genau da will Zara ansetzen und sein in China erfolgreich erprobtes Modell nach Europa und die USA transferieren. Eine Zara-Sprecherin sagt: „We want to take this to the Western countries, where livestream is not as popular. But we think why not – from an entertainment perspective this is like an evolution.” Im Laufe dieses Jahres, wohl zwischen August und Oktober, will Zara sein E-Commerce-Livestreaming in Europa und den USA starten. Es wird keine Fünf-Stunden-Show wie in China werden, sondern die Sendung soll zunächst eine Dauer von 45 bis 60 Minuten haben. Gezeigt wird die Verkaufsshow auf der eigenen App und Website von Zara. Die Zuschauer können während der Sendung fragen und kommentieren – und natürlich auch kaufen. Man darf gespannt sein, wie dieser neue Verkaufskanal im Westen aufgenommen wird. Auf jeden Fall ist es ein Versuch, mal etwas von China zu lernen – ein Gedanke, der vielen hierzulande immer noch fremd ist, aber in Zukunft häufiger verwendet werden sollte – nicht nur beim E-Commerce.
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