WER WAS WO

Norbert Riedel (64) ist seit September neuer Generalkonsul in Shanghai. Der Jurist ist seit 1991 im Diplomatischen Dienst. Zuletzt war er Botschafter in der Schweiz und Singapur. China-Erfahrung hat er auch: Nach 2010 war er einige Jahre lang Gesandter an der Botschaft in Beijing. Seine erste offizielle Veranstaltung in Shanghai war die (Wieder-)Eröffnung des Büros des Bundesverbandes für Wirtschaftsförderung und Aussenwirtschaft (BWA). Dort traf er auch auf alte Freunde wie zum Beispiel Shi Mingde, den ehemaligen chinesischen Botschafter in Berlin. Gefreut hat sich der Schwabe (Riedel ist in Stuttgart geboren) auch über Brezelähnliche Gebilde, die er in einer Shanghaier Bäckerei entdeckte, wie er auf Linkedin per Foto mitteilte.

Ishiba Shigeru (67) hat es im vierten Anlauf gestartet: Endlich ist er Vorsitzender der regierenden Liberal Democratic Party (LDP). Der ehemalige Verteidigungsminister setzte sich gegen acht Konkurrenten durch. Durch diesen Sieg wird Ishiba auch Nachfolger von Premierminister Kishida Fumio, der über Korruptionsvorwürfe stolperte. Ishiba ist außenpolitisch vor allem durch den Vorschlag für eine asiatische NATO aufgefallen, um Chinas Einfluss einzudämmen. Wenig verwunderlich deshalb, dass man in Beijing über Ishibas Wahl nicht gerade glücklich ist.


Peter Mandelson
(70), Berater des britischen Premierministers Keir Starmer, hielt an der University of Hong Kong eine interessante Rede mit dem vielversprechenden Titel „A New Beginning in British Foreign Policy and its Implications“. Darin beschäftigte er sich auch intensiv mit der britischen China-Politik. Großbritannien könne sich nicht wie unzter den konservativen Vorgängerregierungen leisten, China zu boykottieren. Stattdessen versprach Mandelson, der einst EU-Handelskommissar war, die Beziehungen zu China zu stabilisieren und auszubauen. Das sind wirklich neue Töne aus London, auch wenn sie in Hongkong gesprochen wurden.

Lars Klingbeil (46), Co-Vorsitzender der SPD, empfing am 23. September im Willy-Brandt-Haus eine Delegation der KP Chinas mit Liu Jianchao an der Spitze. Liu ist Chef der internationalen Abteilung des Zentralkomitees der KP Chinas. An den Gesprächen nahmen auf SPD-Seite auch Anke Rehlinger, Asien-Beauftragte der Partei, sowie Fraktionschef Rolf Mützenich teil.  Thema waren u.a. der Ukraine-Krieg und die sozialökologische Transformation. Seit 1984 gibt es den institutionalisierten Parteiendialog zwischen der SPD und der KP Chinas. Er wurde damals von Willy Brandt und Deng Xiaoping eingefädelt. Letztes Jahr war Klingbeil in Beijing und wurde dort von Ministerpräsident Li Qiang empfangen. Rolf Mützenich traf erst vor ein paar Wochen ebenfalls in Beijing unter anderem Außenminister Wang Yi.

Oliver Oehms (50)wird zum 1. Oktober neues geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Handelskammer in Nordchina und damit Nachfolger von Jens Hildebrandt, der bekanntlich Jörg Wuttke bei der BASF in China beerbt hat. Bis vor Kurzem war Oehms als CEO der Deutsch-Emiratischen Industrie- und Handelskammer in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Zuvor war er bereits in Saudi-Arabien und Indonesien. Deshalb sagt er: „Dies ist auch eine Art Heimkehr für mich, da meine internationale Karriere im Kammernetz 2009 in Asien begann.“ Oehms wuchs in Trier auf und studierte später in Hamburg Politikwissenschaft, Öffentliches Recht und Afrika-Studien.

Christian Sommer (61), Leiter des German Center in Shanghai und leidenschaftlicher Tischtennisspieler, macht nebenbei in Deutschland Verbandskarriere. Mitte September wurde er beim außerordentlichen Bundestag des Deutschen Tischtennisbundes (DTTB) in Frankfurt als einer von sieben Vizepräsidenten gewählt. Sommer schaffte es in jungen Jahren im heimischen Schleswig-Holstein bis in die Verbandsliga. 

Arne Freudt (44), Chef des Sportartiklers Puma, war kürzlich wieder mal in China, zum zweiten Mal in seiner bisherigen kurzen Amtszeit. 1997 tourte er bereits als Schüler durch das Land, für das er nach wie vor – nicht nur beruflich – eine große Leidenschaft hat. Bei seinem jüngsten Besuch versuchte er sich sogar als Verkäufer von Puma-Produkten. In einer Livestream-Show auf Douyin pries er Schuhe und Klamotten mit dem Raubtier-Logo an und schrie dabei immer wieder: „da mai“ (big sale).

Ye (47),weltberühmter amerikanischer Rapper, gab auf der Insel Hainan ein natürlich ausverkauftes Konzert. Rund 42 000 Fans kamen ins Stadion von Haikou. Ye, der sich früher Kanye West nannte, ist aufgrund diverser Skandale nicht unumstritten. In China half ihm sicher die Tatsache, dass er als Kind ein Jahr in Nanjing verbrachte, wo seine Mutter Englischlehrerin war. Das Auftreten internationaler, vor allem amerikanischer Stars in China war in den vergangenen Jahren eher selten. Aber es scheint so, dass sich die Tropeninsel Hainan in dieser Beziehung stärker engagieren will. Ye entschied sich spontan zu einem zweiten Konzert Ende September in Haikou.

Janice Hu ist neue Chefin der Schweizer Bank UBS in China. Sie ist eine erfahrene Bankerin, die seit der Übernahme der Credit Suisse bei der UBS ist. Eigentlich wäre dieser Wechsel eher eine Randnotiz in irgendwelchen Wirtschaftsblättern. Aber Janice Hu hat interessante Vorfahren. Ihr Großvater war Hu Yaobang, der von 1980 bis 1987 Generalsekretär der KP Chinas war und als Reformer galt.

Tim Rühlig, ist Senior Analyst für Global China beim EU Institute for Security Studies in Brüssel. In der EU-Kapitale verbrachte er schon das vergangene halbe Jahr in dem Beratungsgremium IDEA der EU Kommission. Zuvor war Rühlig bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin, wo er sich vor allem als Standardexperte einen Namen machte. Sein Nachfolger bei der DGAP ist übrigens Kai von Carnap, der zuvor unter anderem beim Merics war.

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