ARTIKEL I Dorfwahlen

In China gibt es Wahlen. Ich meine nicht die auf Parteitagen mit 99,9 Prozent Zustimmung, sondern richtige Wahlen mit alternativen Kandidaten. 1987 wurden sukzessive auf dem Lande sogenannte Dorfwahlen eingeführt. Gewählt wurde ein Dorfkomitee mit einem Vorsitzenden. Daneben gab es aber noch einen nicht gewählten lokalen Parteisekretär. Diesem gegenüber diesem habe der gewählte Dorfkomitee-Vorsitzende an Autorität gewonnen, heißt es in der Studie, die im aktuellen China Brief des Stanford Center on China’s Economy and Institutions (SCCEI) vorgestellt wurde. Im Vergleich zu Dörfern ohne Wahlen hätten die Dörfer mit Wahlen besser abgeschnitten. So wären in diesen mehr öffentliche Güter (zum Beispiel Straßen oder Bewässerungen) bereitgestellt worden. Es sei auch zu weniger Landenteignungen gekommen. Außerdem seien nicht alle Vorgaben der Zentralregierung erfüllt worden. So habe es zum Beispiel in Zeiten der Ein-Kind-Politik viel mehr Ausnahmen gegeben. Und da zeigt sich auch schon das Problem: Die Dorfkomitees schwächen die vertikale Autorität – deshalb sind die Dorfwahlen ein Auslaufmodell.

Info:

Hier der SCCEI China Brief vom 1. Oktober: https://sccei.fsi.stanford.edu/china-briefs/why-did-china-experiment-and-then-abandon-village-elections

Und hier die Studie, auf die sich der Brief bezieht: https://pubs.aeaweb.org/doi/pdfplus/10.1257/aer.20181249

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