Normalerweise geht man in eine Bar, um etwas zu trinken, sich mit Freunden zu treffen oder neue Bekanntschaften zu machen. Als ein Ort der intellektuellen Bereicherung ist die Bar bislang nicht aufgefallen. Doch just dies wird derzeit in einigen chinesischen Städten versucht. In Beijing, Shanghai, Guangzhou, Tianjin und Nanjing sind in den vergangenen Monaten sogenannte akademische Bars entstanden. Mit einem Drink in der Hand lauscht das Publikum dem Vortrag eines Doktoranden, Professors oder einer anderen wissenschaftlichen Choryphäe. Anschließend wird diskutiert. Die Zungen sind wegen des Alkoholkonsums etwas lockerer, aber stets soll es gesittet zu gehen in diesen akademischen Bars, wird versichert. Inzwischen berichten mehrere Medien über diesen neuen Trend: JingDaily, China Skinny und auch die China Daily. Letzteres Blatt stellt Zhang Jianing als einer der Initiatoren der Bewegung dar. Er studierte an der Communication University in Beijing und stellte fest, dass es im außeruniversitären Bereich zu wenig Dialog und Diskussion gibt. Deshalb gründete er in Beijing eine Rooftop-Bar namens „Space for Dialogue“. Zum ersten Event rechnete er mit 30 Gästen, aber 60 kamen. Inzwischen hat er einige Nachahmer. In der Hauptstadt gibt es noch die Meta Space Bar, in Tianjing die H.lounge und in Shanghai den Bunker in der Urumqi Road. Die diskutierten Themen sind vielfältig. Sie reichen von den Sozialwissenschaften über Wirtschaft bis hin zu neuen Technologien. Kürzlich sprach zum Beispiel im Bunker der Soziologie-Doktorand Ji Shiyu von der Cornell University über das Natural Language Processing (NLP). Man kann allerdings davon ausgehen, dass heikle gesellschaftliche Themen eher nicht auf dem Programm stehen werden.
Info:
Artikel in ChinaSkinny: https://chinaskinny.com/blog/science-bars-trending-china
Artikel in Jimng Daily: https://jingdaily.com/posts/academic-bars-the-latest-social-scene-for-chinese-urban-elites
Artikel in China Daily: https://www.chinadaily.com.cn/a/202407/10/WS668db1f7a31095c51c50d3d1_2.html