TRINKEN I Katerstimmung bei Chinesen im Bordeaux-Gebiet

Was war das für ein Hype vor 10, 15 Jahren: Reiche Chinesen kauften ein Weingut nach dem anderen – vor allem im Bordeaux-Gebiet. Den Anfang machte 2009 ein gewisser Cheng Haiyan (Longhai International Group), der das Chateau Latour Laguens kaufte. In den Folgejahren wechselten über 200 Chateaux in der Gegend ihre Besitzer – von Franzosen zu Chinesen. Doch inzwischen hat sich längst Katerstimmung breit gemacht, berichtet die Nachrichtenagentur AFP in ihrem Artikel „End of golden era for Chinese investors in Bordeaux wine“. Derzeit würden über 50 Chateaux zum Verkauf anstehen, wird Li Lijuan zitiert, die Maklerin bei Vineyards Bordeaux ist. Warum die Chinesen das Interesse an den Weingütern verloren haben, hat laut AFP folgende drei Gründe: Erstens habe Chinas Regierung Kapitalkontrollen eingeführt, so dass es nicht mehr so einfach ist, Geld – zum Beispiel für nötige Investitionen – außer Land zu schaffen. Zweitens habe der Weinkonsum in China bzw. Asien nachgelassen. Und drittens hätten die Investoren das Weingeschäft ziemlich unterschätzt. Billig produzieren, teuer verkaufen – diese Rechnung ging nicht auf. Deshalb ziehen sich nun immer mehr Chinesen wieder zurück. Doch sie finden kaum Käufer.

Viele Chateaux würden deshalb mangels Nachfrage weit unter dem Verkaufspreis angeboten, sagt Li Lijuan. So habe der Startpreis für das eingangs erwähnte Chateau Latour Laguens (ohne das Weingut) in einer Auktion bei 150 000 Euro gelegen.

Freilich gibt es auch Chinesen, die dem Bordeaux-Wein treu bleiben. Alibaba-Gründer Jack Ma zum Beispiel. Er hatte das Chateau de Sours 2015 erworben und inzwischen viele Millionen in das Objekt gesteckt.

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