WISSENSCHAFT I Deutsche Kooperationen mit der CAS

In der letzten Oktober-Woche weilte eine Delegation der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (englisches Kürzel CAS) in Deutschland. Sie traf sich mit Vertretern der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Am 28. Oktober lud die Max-Planck-Gesellschaft ins Berliner Harnack-Haus. In einer Festveranstaltung sollte die 50-jährige Kooperation zwischen der MPG und der CAS gefeiert werden. Nachmittags gab es sechs wissenschaftliche Workshops zu Themen wie Wissenschaftsgeschichte, Biodiversität und Klimaschutz. Abends dann eine Feier mit 270 geladenen Gästen aus Wissenschaft und Politik. MPG-Präsident Patrick Cramer hielt eine Rede, in der er sich für die Kooperation mit dem chinesischen Partner aussprach: „Gerade in schwierigen Zeiten wie diesen müssen wir in der Wissenschaft zusammenstehen, bestehende Brücken aufrechterhalten und neue bauen – ohne dabei Risiken einzugehen. Schließlich können wir viele der globalen Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert sind, nur gemeinsam bewältigen.“ In den letzten fünf Jahren hätten Forscher beider Institutionen mehr als 3700 gemeinsame Publikationen veröffentlicht. Damit sei die CAS die zweitwichtigste internationale Partnerorganisation nach dem französischen CNRS. An dem Abend wurde auch ein MoU (Memorandum of Understanding) für ein Summer-School Programm mit der CAS unterschrieben.

An den beiden Folgetagen – 29. und 30. Oktober – war die CAS-Delegation zu Gast in Berlin-Adlershof. Dort veranstalteten sie gemeinsam mit der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina eine Konferenz mit dem Titel „Science for Future“, in der es vor allem um die Kohlenstoffneutralität ging. Es gab vier fachliche Sessions zu dem Thema. Grußworte sprachen neben den beiden Präsidenten Gerald Haug (Leopoldina) und Hou Jianguo (CAS) auch Otmar Wiestler (Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft) und Christian Doeller (Vizepräsident MPG). Danach folgten vier fachliche Sessions. Und am Ende unterzeichneten die beiden Präsidenten von Leopoldina und CAS die „Berlin Declaration: On the Path to Carbon Neutrality“. Die Veranstaltung und die Declaration seien „ein Signal an die Öffentlichkeit“, sagte Ruth Narmann, Leiterin Internationale Beziehungen der Leopoldina. Zumindest ein Signal an die Wissenschaft, die zutiefst verunsichert ist, wie und gar ob man noch mit chinesischen Institutionen kooperieren solle.

Dieses Thema griff unmittelbar nach den beiden Berliner Veranstaltungen die Zeitschrift Forschung & Lehre auf. In einem Online-Artikel vom 31. Oktober wird die Frage gestellt: „Was sagt das über die Wissenschaftsdiplomatie (mit China) aus?“ Antworten geben drei China-Experten der Wissenschaft. Sigrun Abels (Leiterin des China Centers an der TU Berlin) begrüßt den Austausch mit China, denn: „Wir sollten unsere Partner und das chinesische Wissenschaftssystem besser kennen.“ Hannes Gohli (Geschäftsleiter des China-Kompetenzzentrums an der Uni Würzburg) sieht zwar eine Verunsicherung in der deutschen wissenschaftlichen Community, stellt aber auch Nachteile bei einer Nicht-Kooperation mit China fest. Denn dann „gingen spannende Projekte (und Talente) mit und aus China verloren.“ Kritisch sieht hingegen Andreas Fulda (University of Nottingham) die Kooperationen mit China. Er kritisierte auch die Konferenz mit der Leopoldina. Sie habe unbequeme Wahrheiten verschleiert, indem sie den Fokus auf technische Lösungen gelenkt habe. Dort sei der Eindruck erweckt worden, dass man durch Dialog und Kooperation mit China Probleme lösen könne. “Zweifel sind angebracht”, so Fulda.

Info:

Beitrag in Forschung & Lehre: https://www.forschung-und-lehre.de/politik/chinesische-wissenschaftsdelegation-in-deutschland-6735

Pressemitteilung Max-Planck-Gesellschaft: https://www.mpg.de/23669224/50-jahre-cas-mpg?c=2191

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