Wie wird Donald Trump mit China, wie mit Russland umgehen? Das sind die großen Fragen vor Beginn seiner Amtszeit im Januar. In einem Gespräch mit dem Fox-Moderator Tucker Carlson sagte Trump in Glendale (Arizona) noch vor seiner Wahl: „The one thing you never want to happen is you never want Russia and China uniting. I´m going to to have to un-unite them, and I think I can do that.” Wie er allerdings die Achse Xi-Putin bzw. China-Russland brechen will, sagte er nicht.
Aber in seiner Republikanischen Partei gibt es seit längerem die Gedankenspiele, einen Keil zwischen China und Russland zu treiben. Schon in der ersten Trump-Administration wurde darüber nachgedacht. Kein Geringer als der ehemalige Außenminister Henry Kissinger soll Trump geraten haben „to revive good relations with Russia in order to contain rising China“, berichten amerikanische Medien. Kissinger wusste, wovon er redet. Ihm ist es schon einmal gelungen, einen Keil zwischen China und die damalige Sowjetunion zu treiben. Zur Erinnerung: Anfang der 70er Jahre waren die beiden einstigen kommunistischen Bruderstaaten China und Sowjetunion nicht die besten Freunde. Die USA, die sich zu der Zeit im Kalten Krieg mit der Sowjetunion befanden, wollten diese Situation ausnutzen. Motto: Der Feind meines Feindes ist mein Freund. So fädelte Henry Kissinger Gespräche mit China ein. Es kam anschließend zum historischen Treffen von Richard Nixon und Mao Zedong im Februar 1972.
Wird sich Ähnliches wiederholen – diesmal nur andersherum, die USA benutzen Russland gegen China? Wie realistisch ist diese inzwischen „Reverse Kissinger“ genannte Strategie?
Die Artikel zweier Autoren geben stellvertretend für viele andere die Antwort. In der Überschrift seines Artikels in Foreign Affairs (6. Dezember) fragt Alexander Gabuev (Carnegie): “Can Trump Split China and Russia?” Aber er glaubt nicht, dass dies gelingen wird: „The last thing that Putin and Xi are worried about is Washington´s ability to orchestrate a real split between their countries.” Ein Grund für diese Einschätzung ist für Gabuev die Abhängigkeit Russlands von China. Und: „This dependence is deepening, and it cannot be undone overnight.” Er sieht eine persönliche Beziehung zwischen den beiden Autokraten, die das Misstrauen gegenüber den USA teilen.
Ähnlich argumentiert der ehemalige norwegische Diplomat und derzeitige Fellow am Norwegian Institute für Defence Studies Jo Inge Bekkevold in einem Artikel für Foreign Policy (8. Oktober) mit der Überschrift: “The Beijing-Moscow Axis Is Much Stronger This Time Around.” Er nennt fünf Faktoren, die den Unterschied zu damals ausmachen: geopolitics, economics, ideology, leadership and institutions. Ihre Gegnerschaft zu den USA schweiße sie zusammen. Wirtschaftlich seien sie komplementär (Energie gegen Technologie). Ideologie spiele keine Rolle mehr. Die beiden Führer hätten sich über 40mal getroffen (anders als Mao und Stalin bzw. Chruschtschow). Und die Beziehungen seien auf Regierungsebene sehr institutionalisiert. Bekkevold kommt deshalb zu dem Schluss, dass ein ähnlicher Kollaps der sino-russischen Beziehungen. wie anfangs der 70er Jahre, wenig wahrscheinlich sei.
Info:
Hier der Artikel von Alexander Gabuev: https://www.foreignaffairs.com/china/can-trump-split-china-and-russia
Und hier von Jo Inge Bekkevold: https://foreignpolicy.com/2024/10/08/russia-china-axis-alliance-xi-putin-geopolitics/