WIRTSCHAFT I Der Zwiespalt der deutschen Unternehmen

Seit fast 20 Jahren fragt die Auslandshandelskammer (AHK) in China die Stimmung unter ihren Mitgliedern ab. So auch dieses Jahr. Zwischen dem 3. September und 8. Oktober wurden die Vertreter von 564 Unternehmen befragt. Wie sie das China-Geschäft einschätzen, kann man im aktuellen Business Confidence Survey 2024/25 der AHK China nachlesen. Es ist ein „komplexes Bild“, das die Unternehmensvertreter zeichnen. Einerseits gibt es Herausforderungen und andererseits auch Chancen. Als Herausforderungen werden genannt: die schwächelnde chinesische Wirtschaft, der intensive Wettbewerb mit lokalen Konkurrenten und der lokale Protektionismus. Die Herausforderungen scheinen zu überwiegen. So rechnen 60 Prozent der Befragten mit einer Verschlechterung der chinesischen Wirtschaft, nur 32 Prozent erwarten eine Verbesserung. Trotz dieser pessimistischen Einschätzung planen 92 Prozent der Unternehmen, ihre Geschäfte in China fortzusetzen, 51 Prozent wollen gar in den nächsten beiden Jahren ihre Investitionen in China erhöhen. Eine Flucht aus China, die mancher herbeischreibt, ist nicht zu erkennen. Nur 0,4 Prozent hätten konkrete Pläne, China zu verlassen.

Interessant ist der Strategiewechsel vieler Unternehmen, über den der Survey berichtet. Die Strategie heißt zunehmend “In China for China“, im Jargon der AHK „Localization 3.0“ genannt. Die Unternehmen lokalisieren zunehmend ihre Wertschöpfung und verstärken ihr F+E-Engagement vor Ort. 40 Prozent der Unternehmen würden bereits unabhängig vom Mutterhaus operieren. Das sind beachtliche 12 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. „Independence from an international HQ means matching the speed of China, developing products faster, using Chinese distribution channels, and making relevant decisions more autonomously,” schreibt Kammervorstand und SAP-Manager Clas Neumann in einem erläuternden Linkedin-Artikel. Er sieht auch einen Trend bei deutschen Unternehmen, die völlig neue Partnerschaften eingingen – und zwar Partnerschaften „that combine German engineering with Chinese digital platforms and technologies“. Als Beispiele nennt er die Kooperationen von BMW mit Tencent, VW mit Xpeng und Mercedes mit BAIC und BYD.

Info:

Hier der Business Confidence Survey 2024/25:

https://workdrive.zohopublic.com.cn/external/9f3437d187a0454d300e1722e2521599ed63117cc5e1b6903a5e992b4e266c8d

Und hier der Linkedin-Beitrag von Kammervorstand Clas Neumann: https://www.linkedin.com/pulse/confidence-beacon-through-unpredictable-cycles-growth-clas-neumann-xptye/?trackingId=aZVdjgBV44y7e4JGk%2FzS%2Bw%3D%3D

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