ARTIKEL I Foreign Affairs

Die aktuelle Ausgabe (Januar/Februar) der US-Zeitschrift Foreign Affairs steht ganz im Zeichen des Washingtoner Machtwechsel: „Wird Trump die Welt verändern?“ fragt der Untertitel. Und es wird niemand überraschen, dass hier kaum eine Antwort ohne Bezugnahme auf China auskommt. Der britische Star-Historiker Niall Ferguson (Stanford University) tritt mit einer attraktiven, leicht eingängigen These an: Trump würde die Welt verändern, ja sogar zum Besseren, wenn er es wie sein Vorgänger Ronald Reagan macht. Zwischen beiden Präsidenten sieht Ferguson große Ähnlichkeiten. Und wie Reagan einst mit Michail Gorbatschow könnte Trump mit seinem chinesischen Gegenüber Xi Jinping einen „big deal“ anstreben als „ultimatives Ziel seiner zweiten Amtszeit“. Schon die Rolle des Milliardärs Elon Musk an Trumps Seite „zeige in die Richtung der Entspannung mit China“, die aber laut Ferguson nur möglich sei, wenn Trump wie zuvor einst Reagan Stärke demonstriere. An dieser Stärke zweifelt der Autor des Titel-Essays „Der seltsame Triumpf eines kaputten Amerikas“ nicht. Michael Beckley (Tufts University) führt darin Punkt für Punkt vor, wo die USA aus seiner Sicht China überlegen sind: Von der Produktivität seiner Arbeiter und Arbeiterinnien bis zur Zahl seiner Immigranten und Immigrantinnen und vielem mehr. Sein Fazit, sehr in Trump-Manier: Man müsse die eigene Nation von ihrer ungeheuren Macht überzeugen und sollte, um Erfolge zu suchen, nicht nach China schielen. Ähnliches empfehlen Jude Blanchette (RAND Corporation) und Ryan Hass (Brookings Institution) in ihrem Aufsatz über die „richtige Einordnung der chinesische Herausforderung“. Sie beschreiben so viele Mängel des chinesischen Systems, dass sie am Ende nur schlussfolgern können: Das Problem der USA läge nicht an einem neuen Rivalen, sondern nur an der eigenen Unfähigkeit, das eigene Potential zu heben.

Zweifel melden andere an: Matias Spektor (Fundacao Getulio Vargas) erzählt vom Einflussgewinn des Globalen Südens in der Folge von Chinas Aufstieg zur Weltmacht und warnt den neuen, alten US-Präsidenten vor einer Welt, „die viel weniger fügsam ist, als er sie sich vorstellt“. Wo hingegen Bilahari Kausikan (Ex-Diplomat aus Singapur) sich vor allem an die Europäer wendet: Sie sollten sich nicht vor einem neuen, isolationistischen Amerika unter Trump fürchten, sondern dessen Außenpolitik als „Rückkehr zur natürlichen Haltung der Vereinigten Staaten“ verstehen, die schon immer weltabgewandt war.

Zum Schluss gibt es noch eine Kritik der neuen Hu-Yaobang-Biografie von Robert L. Suettinger von Chen Jian (New York University-Shanghai), in welcher der ehemalige Vorsitzende und Generalsekretär der KPCh (1981-87) als Gegenspieler Deng Xiaopings und Freund politischer Liberalisierung gefeiert wird: „Der Mann, der China fast veränderte“, lautet der Titel der Biografie. Chen Jian ist da mit Suettinger offenbar einverstanden.

Info:

https://www.foreignaffairs.com/issues/2025/104/1?utm_medium=newsletters&utm_source=fatoday&utm_campaign=Know%20Your%20Rival%2C%20Know%20Yourself&utm_content=20250108&utm_term=EDZZZ003ZX

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