SPORT I Wintersport – drei Jahre nach Olympia

Fast drei Jahre sind seit den Olympischen Winterspielen in und um Beijing vergangen. Mit diesen Spielen wollte die Parteiführung auch ein Signal an die chinesische Bevölkerung senden, sich mehr auf Eis und Schnee zu bewegen, also Wintersport zu betreiben. Hat das Volk dieses Signal gehört? Oder anders gefragt: Wie sieht es aus mit den wintersportlichen Ambitionen der Chinesinnen und Chinesen? Offiziell sollen sich 313 Millionen Chinesen sportlich auf Eis und Schnee betätigen, sagt die General Administration of Sport of China. Diese Zahl soll sich in dieser Wintersaison auf eine halbe Milliarde erhöhen. Die bekannte und erfolgreiche Snowboarderin Liu Jiayu sagte kürzlich laut Global Times: „China´s potential for winter sports development is immense, especially after the 2022 Beijing Winter Olympics, where more and more young people have started to engage with and fall in love with winter sports.” Eine Umfrage der China Youth Daily überwiegend unter Studenten bestätigt diesen Trend: Rund 92 Prozent der Befragten sagten, dass sie sich gerne auf Schnee und Eis sportlich betätigen. Mit dem Interesse stieg die Zahl der Ski Ressorts. 719 soll es in China geben. Diese Zahl steht im China Ski Industry White Book, das im vergangenen Oktober veröffentlicht wurde. Kein Land habe mehr, steht dort stolz. Die Resorts sind überwiegend in den traditionellen Wintersportgebieten des Nordens und Nordosten, vor allem in den Provinzen Heilongjiang und Jilin, sowie dank der Winterspiele rund um Beijing. Aber andere Regionen holen auf. Xinjiang im Westen zum Beispiel setzt auf Wintersport. Die dortige Regierung hat gerade einen Plan vorgelegt, wie sie zu einem Hub für Wintersport werden will. An rund 200 Schulen der Provinz soll künftig Wintersport betrieben werden. Zudem sollen mehr internationale Wettbewerbe in der Region stattfinden. Als Austragungsort bietet sich vor allem Altay an. Und auch in den westlichen Nachbarprovinzen Gansu und Qinghai entstehen Pisten und Loipen für Skifahrer. Interessanter Nebenaspekt: Dort bedienen Bauern, die im Winter sonst nahezu beschäftigungslos sind, die Schneekanonen.

Die klimabedingte Konzentration der Wintersportgebiete auf den Norden und den Westen führt dazu, dass die Skifans aus der Mitte und dem Süden des Landes stets ins Flugzeug steigen müssen, um ihren Sport auszuüben. Doch für sie bieten sich immer mehr Alternativen zuhause an: Indoor Ski Resorts – riesige Hallen mit Pisten aus Kunstschnee. Die meisten dieser Hallen sind in der Yangtze-Region entstanden. Ihre Zahl stieg binnen eines Jahres von 5 auf 59, sagt die General Administration of Sport of China. So betreibt die Fosun Tourism Group in Taicang – ein unter Deutschen beliebter Standort – das Alps Snow Live Indoor Skiresort. Dort werden täglich bis zu 4000 Besucher gezählt. Fosun-Manager Qu Qinrui sagte gegenüber Xinhua: „Eastern China has a vast potential market, and consumers with strong purchasing power who are willing to spend on novel experiences and an established sports atmosphere.”

Das größte Indoor Ski Resort steht aber seit September 2024 in Shanghai – das L+ Snow Indoor Skiing Theme Resort. Es soll mit seinen 90 000 Quadratmetern das größte der Welt sein. In diesem Komplex hat die Interconti-Hotelgruppe Ende November das Shanghai Snow World Hotel eröffnet. Der Clou dort sind 17 sogenannte Ski-in/Ski-out-Suiten, von denen man direkt auf die Pisten fahren kann.

Info:

Hier kann man das China Ski Industry White Book downloaden:

https://de.cdn-website.com/64e34689550d402aa147af5bbc27524d/files/uploaded/2023-2024China_Ski_Industry_White_Book%E4%B8%AD%E5%9B%BD%E6%BB%91%E9%9B%AA%E4%BA%A7%E4%B8%9A%E7%99%BD%E7%9A%AE%E4%B9%A6%28%E4%B8%AD%E8%8B%B1%E6%96%87%E5%8F%8C%E8%AF%AD%29.pdf

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