Zhou Enlai war neben Mao Zedong die legendäre Figur in Chinas jüngerer Geschichte. Er war an vorderster Front am Aufstieg der KP und am Aufbau der VR China beteiligt, stand aber stets im Schatten des großen Vorsitzenden. Sein Verhältnis zu Mao, den er 1924 in Guangdong kennnenlernte, war stets ambivalent. „The two were locked in a perpetual cycle of mutual domination, suspicion and need“, schreibt Melinda Liu in einer Rezension über die neue Biographie „Zhou Enlai: A Life“. Die erfahrene Journalistin, die 1980 das Newsweek-Büro in Beijing eröffnete, lobt das Werk von Chen Jian: “It is difficult to imagine a more comprehensive chronology of what Zhou did, when and with whom.” Zhou Enlai galt als gutaussehend, charmant, intelligent, fürsorglich – diese Attribute trugen ihm den Titel „Good Premier“ ein. Kein Premierminister nach ihm hat je wieder diesen Status erreicht. Zu seinem positiven Image, das bis heute anhält, trug auch seine Rolle in der Kulturrevolution bei, als er mehrere Personen und auch Kulturgüter vor den Roten Garden schützte. Aber auch er konnte nicht verhindern, dass seine Adoptivtochter Sun Weishi 1968 ins Gefängnis kam und dort starb. In seinen letzten Jahren übte bzw. musste er Selbstkritik üben. Anfang 1976 starb er 77-jährig an Krebs, wenige Monate vor Maos Tod.
Info:
Chen Jian: Zhou Enlai – A Life, Harvard University Press, 840 Seiten, 36,95 Euro.
Hier die Rezension von Melinda Liu in China Books Review: https://chinabooksreview.com/2025/01/23/zhou-enlai/
Weitere Bücher über Zhou Enlai in Englisch: Gao Wenqian: The Last Perfect Revolutionary (2007) und Tsoi Wing-mui: The Secret Emotional Life of Zhou Enlai“ (2015). In letzterem wird vor allem die Frage aufgeworfen, ob Zhou homosexuell war.