Es sei derzeit nicht einfach für westliche Wissenschaftler, an Informationen über China zu kommen, sagen viele westliche Wissenschaftler. Einige von ihnen wollen, können oder dürfen auch nicht mehr nach China reisen. „At no time in the past half-century has the need to understand China been faced by the enormity of the barriers confronting students and scholars today”, schreibt Anne Thurston in einem Vorwort für eine sehr interessante Publikation, die gerade erschienen ist. Sie trägt den Titel “Studying China in the absence of access – Rediscovering a lost art“. Das von Andrew Mertha (China-Professor an der Johns Hopkins University) herausgegebene Bändchen basiert auf Vorträgen, die vier bekannte und altgediente Sinologen im Herbst 2021 am China Global Research Center der Johns Hopkins School of Advanced International Studies (SAIS) gehalten haben. Joseph Fewsmith (Boston University), Thomas Fingar (Stanford University), Alice Miller (Stanford University) und Frederick Teiwes (University of Sydney) haben alle in den 60er und 70er Jahren ihr Studium über China begonnen. Damals war es extrem schwierig, an Informationen über China zu kommen. Wie sie es trotzdem schafften, erzählen die vier Sinologen in Part 2 („Media Analysis) und Part 3 („Data Mining“) der Publikation. Ihre Quellen waren die Staatsmedien (People’s Daily war damals sechs Seiten stark), die Hongkonger Presse (überhaupt war in der Zeit die Kronkolonie ein wichtiger Umschlagplatz für Informationen), außerdem Dokumente und Interviews. Eine ganz wichtige Infoquelle war der 60 bis 70 Seiten umfassende „Communist China Daily Report“ des FBIS (Foreign Broadcasting Information Service), einer Abteilung des CIA. Alice Miller bedauert, dass „there isn’t an agency like the old FBIS to sort through the ocean of materials.” In der Tat gab es seit den 70er Jahren eine Medienexplosion in China. Die Zahl der Zeitungen stieg von 42 (1970) auf heute über 2000, die von Periodicals von 790 (1965) auf über 10 000. Hinzu kommen noch die vielen, vielen sozialen Medien. Alice Miller empfiehlt immer noch das Studium der Nachrichtenagentur Xinhua und des Parteiblatts People’s Daily: „They are still important as they ever were. You should all pay attention to the Peoples’s Daily. Don`t pay attention to the Global Times.” Inzwischen – das füge ich hinzu – gibt es eine sehr gute Quelle fürs Studium der People‘s Daily: Jeden Morgen wertet der indische Sinologe und Politologe Manoj Kewalramani das Parteiblatt aus und stellt die Ergebnisse in seinem Newsletter „Tracking People‘s Daily“ vor.
Info:
Hier kann man die Publikation “Studying China in the absence of access – Rediscovering a lost art” downloaden:
https://scgrc.sais.jhu.edu/wp-content/uploads/2024/10/32026_JOHNS_HOPKINS.COVER_SP.pdf
Hier geht es zu Manoj Kewalramanis Newsletter „Tracking People‘s Daily“: https://trackingpeoplesdaily.substack.com/