WER MACHT WAS I Chinesisch Lernen am LSI / Ein Erfahrungsbericht von Thomas Meiers*

Anfang des Jahres habe ich all meinen Mut zusammengenommen und einen Intensivsprachkurs Chinesisch besucht. Nachdem ich nun einige Jahre mit meinem chinesischen Partner zusammen bin, wuchs mit der Zeit mein Wunsch, diese faszinierende Sprache zu lernen. Zwingend nötig war das nicht, da mein Partner sehr gut Englisch und Deutsch spricht. Zu einer ausgeglichenen Beziehung gehört es für mich aber dazu, die Muttersprache des anderen zu verstehen oder es zumindest ernsthaft zu versuchen. Zudem möchte ich mich mit unseren gemeinsamen Freunden auf Chinesisch unterhalten können. Und wer weiß – vielleicht werden wir eines Tages in China leben oder arbeiten. Mir ging es dabei nicht nur um einfache Sätze für den Alltag, sondern um eine fundierte sprachliche Grundlage. Die immer gleichen Fragen aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis – „Warum machst du das?“, „Chinesisch ist doch wahnsinnig schwierig!“, „Wie war es?“ – sind der Anlass für diesen Bericht.

Auf der Suche nach einem passenden Kurs stieß ich auf das Landesspracheninstitut (LSI) der Ruhr-Universität Bochum. Das LSI bietet Intensivsprachkurse an, die jeweils zwei Wochen pro Lernstufe umfassen. Die Teilnahme kann sowohl vor Ort als auch online per Zoom erfolgen. Ein befreundeter China-Kenner bestätigte mir vorab die hohe Qualität der Kurse, ebenso ein weiterer Freund, der vor 30 Jahren Arabisch am LSI gelernt hatte und nach nur drei Wochen problemlos frei sprechen konnte. Das Konzept des LSI ist klar: Hören, verstehen und aktiv kommunizieren.

Der Kurs vermittelt nicht die gesamte chinesische Sprache und Schrift (中文 Zhōngwén), sondern konzentriert sich auf die gesprochene Standardsprache (普通话 Pǔtōnghuà), vermittelt über die Lautschrift Hanyu Pinyin (汉语拼音). Die chinesischen Schriftzeichen sind Bestandteil separater Kurseinheiten, sodass man sich zunächst voll und ganz auf die Aussprache konzentrieren kann.

Mein Anfängerkurs Chinesisch 1 dauerte zwei Wochen und umfasste insgesamt 30 Unterrichtsstunden pro Woche, plus täglich etwa zwei Stunden Eigenstudium. Thematisch ging es um Begrüßungen, Zahlen, Uhrzeiten, Restaurantbesuche, Einkaufen sowie grundlegende Konversationen. Kulturbezogene Inhalte flossen dabei organisch in den Unterricht ein.

Mit sechs Teilnehmenden war die Kursgruppe eher klein, was den intensiven Austausch und die individuelle Betreuung förderte. Jeder von uns hatte ausreichend Gelegenheit, aktiv am Unterricht teilzunehmen und direktes Feedback von den Lehrkräften zu erhalten. Interessanterweise waren alle anderen Teilnehmenden unter 30, viele planten einen baldigen Aufenthalt in China. Ich war zwar doppelt so alt wie der Rest der Gruppe, aber die gemeinsame Motivation verband uns. Ein Unterschied zeigte sich jedoch: Mit über 50 lernt man Vokabeln nicht mehr ganz so schnell wie jüngere Teilnehmer. Dennoch konnte ich durch die intensive und motivierende Lernatmosphäre gut mithalten.

Ein typischer Kurstag begann mit neuen Vokabeln, die direkt in Gesprächen geübt wurden. Nachmittags wurden die Inhalte des Vormittags wiederholt und gefestigt. Täglich kamen neue Vokabeln hinzu – nicht umsonst handelt es sich um einen Intensivkurs. Die genaue Kenntnis der Töne ist essenziell, da es im Chinesischen keine Deklination, keine Konjugation und keine Artikel gibt. Die Struktur ist zwar einfach, doch die korrekte Aussprache ist entscheidend, da viele Wörter ohne den richtigen Kontext kaum verständlich sind.

Ein Beispiel aus meinem Alltag: Wenn ich meinen Partner frage „Was heißt dieses oder jenes auf Chinesisch?“, antwortet er stets: „Gib mir einen Kontext oder einen ganzen Satz.“ Diese Erfahrung bestätigte sich im Kurs. Zunächst muss man Vokabeln lernen – dann fügt sich der Rest.

Der Kurs half mir auch, sprachliche Eigenheiten meines Partners besser zu verstehen. So fiel mir beispielsweise auf, dass er Artikel im Deutschen seltener verwendet als Muttersprachler. Zudem bedeutet die chinesische Wendung „bù cuò“ (不錯) wörtlich „nicht schlecht“, meint aber eigentlich „gut bis sehr gut“ – ein kleines, aber wichtiges Detail.

Schon nach wenigen Tagen konnte ich einfache Bestellungen im Restaurant auf Chinesisch aufgeben. Besonders motivierend war das Feedback eines jungen Kellners: „Danke, dass du versuchst, meine Sprache zu lernen.“ Solche Momente zeigen, dass sich die Mühe lohnt.

Als Lehrmaterial wurde das vom LSI entwickelte und im Buske-Verlag erschienene Buch „Chinesisch Intensiv Grundstufe“ verwendet, das bereits 55 % der chinesischen Grammatik abdeckt. Ergänzend gab es drei Monate Zugang zum LSI-Lernportal mit Videos, Vokabeltraining und weiteren Übungen.

Kann ich den Kurs empfehlen? Ein klares Ja! So schnell und intensiv eine Sprache zu lernen, ist in einem regulären Kurs kaum möglich. Ich habe mich bereits für den nächsten Kurs (Chinesisch 2) angemeldet, um meine Kenntnisse zu vertiefen. Zudem werden wir Ostern wieder nach China reisen – ich bin gespannt, wie viel ich bis dahin verstehe.

Noch ein Tipp: Das LSI bietet preisgünstige Gästezimmer mit Frühstück im eigenen Gästehaus an. Weitere Informationen gibt es unter www.lsi-bochum.de. Wer Fragen zu meinen Erfahrungen hat, kann mich gerne über LinkedIn kontaktieren.

* Thomas Meiers ist Rechtsanwalt und Compliance-Spezialist mit zuletzt 15 Jahren Berufserfahrung im Volkswagen-Konzern in Deutschland, Italien und Spanien.

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