HU IS HU ? Nicolas Zippelius – China-Experte der CDU/CSU-Fraktion

Als ich am Dienstag vor einer Woche morgens um 1o Uhr Nicolas Zippelius (37) telefonisch zuhause erreiche, kündigte er an, dass er bereits um 11 Uhr einen nächsten Termin habe: Eine Stunde Chinesisch-Unterricht – und zwar online. Ein Bundestagsabgeordneter, der Chinesisch lernt – das hat Seltenheitswert und reizt deshalb zu einigen (Nach-)Fragen. Wie kam es dazu? „Das Interesse an der asiatischen Region und speziell an China ist schon seit langem bei mir da“, sagt Zippelius zunächst ganz allgemein. Dann wird er etwas detaillierter. Als 15-jähriger sei er auf Sprachkurs in England gewesen, hätte dort einige Mitschüler aus Hongkong getroffen. Später sei er dann mit seinem Vater erstmals in Hongkong gewesen. All das hätte die Neugier auf China geweckt. Er wollte deshalb unbedingt mal eine Zeitlang in der Region verbringen. 2015/16 konnte er sich während seines Studiums der Politikwissenschaften diesen Wunsch erfüllen. Mit einem taiwanesischen Stipendium verbrachte er damals sieben Monate auf der Insel. Sechs Monate davon waren intensives Sprachstudium mit einer Prüfung m Schluß. Am Konfuzius-Instituts in Frankfurt paukte er dann weiter jeden Samstag mehrere Stunden lang Chinesisch. „Ich nehme mir die Zeit zu Lernen, auch wenn es manchmal schwerfällt“, sagt Zippelius. In den vergangenen drei Jahren ist es ihm besonders schwergefallen. Denn im September 2021 wurde er in den Bundestag gewählt – als direkt gewählter Abgeordneter für die CDU im Wahlkreis Karlsruhe-Land. Diesen Erfolg wiederholte er soeben bei der vorgezogenen Bundestagswahl mit stolzen 39,2 Prozent.  

Schon in seiner ersten Amtszeit profilierte sich Zippelius als China-Experte der CDU/CSU-Fraktion, obwohl er als Mitglied des Digitalausschusses, des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Afghanistan-Untersuchungsausschusses und stellvertretendes Mitglied im Auswärtigen Ausschuss viel zu tun hatte. „Als ich anfing, sagte ich: ich will meine Stärken einbringen.“ Und dazu gehörten eben auch seine China-Kenntnisse. Zunächst habe er viel beobachtet („Ich habe versucht zu verstehen, wie Außenpolitik im Bundestag funktioniert“) und viele Fragen gestellt. Er arbeitete sich in die China-Problematik ein und meldete sich immer wieder zu Wort. „Wichtig ist, auf dem Platz Leistung zu bringen“, zitiert Zippelius einen Spruch aus der Fußballersprache (er war schließlich Torwart beim FVgg Weingarten, dem Verein in seinem Heimatort). Und Zippelius hat Leistung geliefert. Er hat parlamentarische Anfragen gestartet, er gab Interviews, und er war am Erstellen des China-Positionspapiers der CDU/CSU-Bundestagsfraktion („Souveränität aus eigener Stärke – Eckpfeiler einer neuen China-Politik“) maßgeblich beteiligt. Irgendwann titulierten ihn die Kollegen aufgrund seines Engagements China-Experte. So nennt er sich inzwischen selbst und auch die Medien bezeichnen ihn so. In dieser Funktion saß er neben Außenministerin Annalena Baerbock und Nils Schmid (SPD) in den Räumen des Berliner Thinktanks Merics, als dort im Juli 2023 die China-Strategie der Bundesregierung vorgestellt und diskutiert wurde. Er ist inzwischen Mitglied des Deutsch-Chinesischen Dialogforums als Vertreter der CDU. Er war zweimal mit einer Fraktions-Delegation in China, zuletzt im April 2024 in Beijing und Qingdao.

In der Woche vor der Bundestagswahl meldete er sich mit einem interessanten Namensbeitrag im Newsletter China.Table zu Wort. Überschrift: „Warum wir ein China-Kompetenzzentrum brauchen.“ Der Beitrag fand in der deutschen Community viel Beachtung, weil da jemand nicht nur allgemein mehr China-Kompetenz fordert, sondern auch sehr konkret wird. Besonders gut kam bei vielen in der akademischen Welt seine Forderung an, die China-Wissenschaftler an den deutschen Universitäten stärker in die Diskussion miteinzubeziehen. Denn – so Zippelius in seinem Beitrag: „Eine besondere Stärke Deutschlands …sind die schon etablierten Sinologien oder Chinakompetenzzentren an verschiedenen Wissenschafts- und Forschungsstandorten in Deutschland.“ Im Gespräch ergänzt er: „Wir haben viele gute Leute an den deutschen Universitäten.“ Dieses Know-How soll künftig stärker angezapft werden. Überhaupt sollen – so sein Petitum – die verstreuten deutschen China-Kompetenzen zentral zusammengeführt werden – und zwar an höchster politischer Stelle. Deshalb plädiert er für ein China-Kompetenzzentrum im Bundeskanzleramt, was schon im Fraktionspapier gefordert wurde. Nun wird ja bald ein Christdemokrat in das Bundeskanzleramt einziehen. Wird er ein solches Kompetenzzentrum installieren? Zippelius erwartungsfroh: „Ich hoffe es.“

Info:

Hier ein aktuelles Interview mit Nicolas Zippelius im Deutschlandfunk vom 20. Februar: https://www.deutschlandfunk.de/kuenftige-bundesregierung-wie-umgehen-mit-china-100.html

Hier das China-Positionspapier der CDU/CSU-Fraktion: https://www.cducsu.de/sites/default/files/2023-04/PP%20Eckpfeiler%20China-Politik%20neu.pdf

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