WIRTSCHAFT I Die phantastischen Vier und sechs kleine Drachen

Plötzlich sind High-Tech-Unternehmen in China wieder in. Mit dem für viele überraschenden Auftauchen des KI-Unternehmens DeepSeek und dessen Gründer Liang Wenfeng rückten sie wieder ins Rampenlicht und wurden salonfähig. Und als Xi Jinping Teile dieser High-Tech-Elite am 20. Februar zu einem Symposium einlud, war ihre Rehabilitierung perfekt, nachdem sie in den vergangenen Jahren eher ein geduldetes Schattendasein führten. Jetzt sind sie plötzlich die neuen Helden der Nation. Die Medien veröffentlichen ihre Erfolgsgeschichten und formieren sie zu plakativen Gruppen. So erfand die South China Morning Post “die phantastischen Vier”. Und schon etwas länger ist von den „sechs kleinen Drachen aus Hangzhou“ die Rede.

Auch ich kann und will mich nicht dem Hype entziehen und stelle hier diese beiden Gruppierungen vor.

Die phantastischen Vier beziehen sich auf folgende vier Personen und Gründer: Liang Wenfeng (DeepSeek/Künstliche Intelligenz), Wang Xingxing (Unitree/Robotik), Zhang Yiming (ByteDance/Social Media) und Wang Tao (DJI/Drohnen). Das seien die wichtigsten Vertreter einer neuen Generation von Entrepreneuren, die China „into a formidable tech power“ verwandeln, schreibt die South China Morning Post. Sie unterscheide sich von der vorherigen Generation (stellvertretend nennt das Blatt Jack Ma/Alibaba, Pony Ma/Tencent und Robin Li/Baidu) vor allem dadurch, dass sie in einer anderen Zeit aufgewachsen sei. Während Jack Ma & Co. noch Armut und Kulturrevolution am eigenen Leibe erfahren hatten, sei die neue Generation in den 80er Jahren („the most liberal and open-minded period“) groß geworden. Die Geburtsjahre des Quarttets: Wang Tao (1980), Zhang Yiming (1983), Liang Wenfeng (1985) und Wang Xingxing (1990). Interessant auch, dass alle vier in China studiert haben: Wang Tao an der Hong Kong University of Science & Technology, Zhang Yiming an der Nankai Universität in Tianjin, Liang Wenfeng an der Zhejiang Universität in Hangzhou sowie Wang Xinxing, für den es „wegen seines schlechten Englisch“ aber nur für die zweitklassige Shanghai Universität reichte. Wang fiel beim Symposium mit Xi Jinping auf als er sagte, er und sein Unternehmen „were born and raised in China.“ Das gefiel wiederum Xi Jinping. Er wandte sich direkt an den 35jährigen Wang und sagte: „You are the youngest here. The country’s innovation needs the contribution of the younger generation.“

Die Unternehmen von Wang Xingxing und Liang Wenfeng sind auch Teil einer weiteren Gruppierung, die in den vergangenen Tagen gehyped wurde: Die sechs kleinen Drachen aus Hangzhou (杭州小六龙). Neben DeepSeek und Unitree gehören noch folgende junge High-Tech-Firmen zu diesem Sextett: Game Science, Manycore Tech, BrainCo und Deep Robotics. Hier eine kurze Vorstellung:

  • Game Science (2014 gegründet): Als der Internetkonzern Tencent 2014 seine Spiele-Divison neu ordnete, verließen sieben Mitarbeiter das Unternehmen und gründeten Game Science. Einer der sieben war Feng Ji (43), der Gründer von Game Science. Das Studio produzierte im vergangenen Jahr den Hit „Black Myth: Wukong“.
  • Manycore Tech (2011): Das von Huang Xiaohuang (41) gegründete Unternehmen gilt als spatial intelligence Pionier. Bei der der räumlichen Intelligenz geht es um die Fähigkeit von Maschinen, nicht nur Texte zu verstehen oder Bilder zu generieren, sondern auch die Welt in 3D zu erfassen, zu interpretieren und in ihr zu agieren. Als erster der sechs Drachen wagt Manycore demnächst den Gang an die Börse in Hongkong.
  • BrainCo (2018): Han Bicheng (38) promovierte in Harvard und gründete dort 2015 das auf neural interfaces spezialisierte Unternehmen. 2018 wechselte er – geködert durch Incentives der Stadtregierung – nach Hangzhou. Brain-Computer-Interfaces ermöglichen eine direkte Kommunikation zwischen Gehirn und Computer
  • Deep Robotics (2017): Das Unternehmen des Gründers Zhu Qiuguo (49) bietet programmierbare Roboterhunde und humanoide Roboter für industrielle Anwendungen, Forschung und Bildung an.

Alle diese Unternehmen haben ihren Sitz in Hangzhou, der Hauptstadt der Provinz Zhejiang. Die Stadt erlebt gerade einen Boom – oder ist es schon ein Hype? Viele Medien versuchen zu erklären, warum gerade dort die Post abgeht. Stets wird der entrepreneurial spirit in der Stadt genannt. Hier wurden die bekannten Weltkonzerne Alibaba und Geely sowie die etwas weniger bekannten Unternehmen Hikvision und NetEase gegründet. Hier gibt es eine unternehmer- und technologiefreundliche Stadtverwaltung. Hier gibt es – ähnlich wie in Shenzhen – ein Ecosystem mit einer starken industriellen Produktionsbasis. Und hier gibt es einen großen Talent-Pool, der vor allem von der Zhejiang Universität stets Nachschub bekommt. Drei der sechs oben genannten Gründer sind zum Beispiel Absolventen dieser Universität, die in den vergangenen Jahren zu einer Spitzen-Uni des Landes emporgestiegen ist.

Info:

Mehrt über die sechs Drachen aus Hangzhou hier in Sixth Tone: https://www.sixthtone.com/news/1016770

Oder in ThinkChina: https://www.thinkchina.sg/technology/what-does-success-hangzhous-six-little-dragons-mean-china und

https://www.thinkchina.sg/technology/big-read-scenic-city-tech-powerhouse-how-hangzhou-became-chinas-silicon-valley?utm_source=newsletter&utm_medium=email&utm_campaign=weekly_newsletter

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