BAHN I Zugfahren in China – Planen. Buchen. Reisen / Von Tobias Witte*

China hat in den letzten Jahrzehnten ein beeindruckendes Hochgeschwindigkeitsbahnnetz aufgebaut, das weltweit seinesgleichen sucht. Mit über 45 000 Kilometern Streckennetz und Zügen, die Geschwindigkeiten von bis zu 350 km/h erreichen, bietet das Land eine effiziente und komfortable Möglichkeit, große Distanzen in kurzer Zeit zu überwinden. Davon profitieren auch international Reisende. Vergangenen Sommer konnten wir das moderne Bahnsystem Chinas selbst erleben. Unsere Route führte von Shanghai nach Beijing, weiter nach Xi’an und zurück nach Shanghai. Trotz der vielen Reisenden verlief alles reibungslos, von der Ticketkontrolle bis zum Boarding. Sehr beeindruckend. Und ja, pünktlich waren die Züge auch noch. Aber fangen wir erstmal bei der Buchung an.

Tickets online buchen

Touristen haben verschiedene Möglichkeiten, Zugtickets in China zu buchen. Am einfachsten ist die Online-Buchung über Plattformen wie Ctrip (Trip.com) oder die offizielle Seite von China Railway (12306.cn) – beides auch als mobile App verfügbar.

Ctrip ist besonders für internationale Reisende zu empfehlen, da die Seite durchgehend in Englisch übersetzt ist und eine benutzerfreundliche Oberfläche bietet. Allerdings fallen bei jeder Buchung zusätzliche Gebühren je Ticket an. Bei 12306.cn hingegen handelt es sich um die offizielle Buchungsplattform, die etwas mehr Geduld erfordert – vor allem bei der Registrierung, da die Seite nur teilweise in englischer Sprache verfügbar ist. In unserem Fall hat die Registrierung mit gelegentlicher Hilfe einer Übersetzungs-App gut funktioniert. Die Registrierung auf beiden Plattformen erfordert den Upload des Reisepasses, da dieser bei jeder Ticketbuchung hinterlegt wird. Eine chinesische Mobilfunknummer war nicht erforderlich.

Der Vorverkauf beginnt in der Regel 15 Tage vor Abfahrt, und es ist ratsam, besonders für beliebte Strecken wie Shanghai–Beijing oder Beijing–Xi’an frühzeitig zu buchen. In der Hochsaison, etwa während des Frühlingsfests, können Tickets schnell ausverkauft sein. Bezahlen kann man mit Visa, Mastercard, Alipay oder WeChatPay. Nach der Buchung wird ein E-Ticket ausgestellt, das an die Reisepassnummer gekoppelt ist. Damit können Reisende direkt zum Gate gehen, ohne ein physisches Ticket abholen zu müssen.

Vor Ort können Tickets an Bahnhöfen oder autorisierten Verkaufsstellen erworben werden. Dabei sollte man jedoch längere Wartezeiten einkalkulieren und stets den Reisepass bereithalten. Zudem sprechen viele Mitarbeitende an den Ticketschaltern kein Englisch.

Zugtypen und Reiseklassen

Chinas Bahnsystem bietet verschiedene Zugkategorien. G-Züge sind die schnellsten Hochgeschwindigkeitszüge und erreichen bis zu 350 km/h. D-Züge sind ebenfalls Hochgeschwindigkeitszüge, jedoch etwas langsamer. Andere Kategorien wie T- oder K-Züge haben mehr Zwischenstopps und sind deutlich langsamer.

Innerhalb der Hochgeschwindigkeitszüge gibt es meistens drei Reiseklassen: Die Second Class ist die günstigste Option und mit der Economy Class im Flugzeug vergleichbar. Die First Class bietet mehr Beinfreiheit und ruhigere Wagen, während die Business Class mit luxuriösen Sesseln, viel Platz und zusätzlichen Services aufwartet. Die Sitzkonfiguration variiert je nach Klasse, wobei die Business Class in der Regel eine 1-2-Anordnung, in den neuesten Zügen sogar eine 1-1-Anordnung, die First Class eine 2-2-Anordnung und die Second Class eine 3-2-Anordnung aufweist.

Der Weg vom Bahnhof in den Zug

Wenn der große Reisetag gekommen ist, lohnt es sich, frühzeitig am Bahnhof zu sein – am besten mindestens eine Stunde vor Abfahrt. Chinesische Bahnhöfe sind nicht mit europäischen zu vergleichen. Sie ähneln eher Flughäfen. Am Eingang erfolgt zunächst eine Sicherheitskontrolle, bei der das Gepäck kontrolliert wird. Auch hier gilt: Reisepass bereithalten!

Im Bahnhof können Reisende auf großen Anzeigetafeln ihre Zugnummer (aus der Buchung), das dazugehörige Gleis sowie das Gate einsehen. Dort können Passagiere im Wartebereich Platz nehmen, bis das Boarding beginnt. Dies geschieht in der Regel etwa 15 Minuten vor Abfahrt. Am Gate wird der Reisepass erneut kontrolliert – entweder von einem Mitarbeitenden (Manual Check-In) oder per Scanner. Auf dem Bahnsteig sind die Positionen der einzelnen Wagen klar gekennzeichnet. Wagen- und Sitzplatznummer sind in der Online-Buchungsbestätigung zu finden.

Die Züge bieten ausreichend Stauraum für Gepäck, entweder in Ablagen über den Sitzen oder in separaten Regalen. Während der Fahrt serviert das Zugpersonal Snacks, Getränke und kleine Mahlzeiten. Je nach Reiseklasse ist dieser Service inkludiert oder kostenpflichtig. Die Hochgeschwindigkeitszüge verfügen zudem über westliche Toiletten, Steckdosen und WLan. Nach Ankunft wird der Reisepass beim Check-out ein letztes Mal geprüft.

*Tobias Witte ist Manager für Digitales bei Siemens in Düsseldorf und Pressesprecher der Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft (GDCF) Düsseldorf

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