WER MACHT WAS? I Städtepartnerschaften

   Viele deutsche Städte – von Aachen bis Zwickau – haben Partnerschaften mit chinesischen Städten. Über 100 sollen es sein. Alle Großstädte sind dabei. Nur das grün regierte Stuttgart ziert sich. Früher war eine solche Partnerschaft eher unter dem Rubrum Exotik und Folklore abzuhaken. Ein nice to have, würde der Engländer sagen. Doch das hat sich geändert. „China ist auch auf kommunaler Ebene mittlerweile eines der zentralen politischen Themen und von zunehmender Wichtigkeit für die Entwicklung einer deutschen Stadt,“ schreiben Rainer Lisowski und Gerd Schwandner in ihrem Buch „Nach China!“.  Die beiden – der eine Professor an der Hochschule Bremen, der andere ehemaliger OB von Oldenburg – haben sich intensiv mit deutsch-chinesischen Städtepartnerschaften auseinandergesetzt, über drei Jahre lang mit vielen Oberbürgermeistern der Republik geredet. Heraus kam eine Bestandsaufnahme, die es so bislang nicht gab. Die Autoren stellen ein gutes Zeugnis aus: „Der Regelfall deutsch-chinesischer Städtepartnerschaften scheinen solche zu sein, die gut funktionieren und deutlich mehr sind, als ein rein wirtschaftlicher Austausch mit dem schielenden Blick der deutschen Seite auf das Marktwachstum in China.“ Die Formate und Plattformen seien vielgestaltig. Aber: „Mitnichten erzeugen diese Plattformen nur Events.“ Natürlich schlage die auch aktuelle Kritik (Unruheprovinzen, Menschenrechte) auf die kommunale Ebene durch, aber „niemand stellt eine Partnerschaft mit chinesischen Kommunen per se in Frage.“ Umfassende Akzeptanz sei der Regelfall. „Auch klassische kritische Gruppen (Schulen, Studierende) kritisieren die China-Kontakte nur selten.“ Wenn Kritik doch geäußert werde, dann am Anfang einer Kooperation. Schwander zu CHINAHIRN: „In den Kommunen merkt man nicht den geopolitischen Gegenwind. Alle sind entschlossen, die Beziehungen auszubauen.“

Info:

Eine Übersicht über die aktuellen deutsch-chinesischen Städtepartnerschaften gibt es hier: https://skew.engagement-global.de/landkarte-deutsch-chinesischer-kommunaler-partnerschaften.html

Rainer Lisowski und Gerd Schwandner: „Nach China! Beziehungen deutscher Städte in die Volksrepublik“, Lit Verlag, 184 Seiten, 29,90 Euro.

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