Auf dem Boardingpass steht für Start und Ziel das gleiche Kürzel: TPE. Das steht für Taipeh, Hauptstadt Taiwans. Die 309 Passagiere, die an diesem Tag Anfang Oktober in den Airbus 330-300 der taiwanesischen EVA Airways einstiegen, wollten nicht – was eigentlich der Zweck einer Flugreise ist – an ein Ziel gebracht werden. Nein, sie wollten einfach mal wieder in einem Flugzeug sitzen, eine Abwechslung für die Corona-geplagten Insulaner. Eineinhalb Stunden kurvte der Airbus um die Insel. Der Pilot erklärte Sehenswürdigkeiten auf dem Boden, wenn diese durch die Wolkenlücken überhaupt zu erspähen waren. Essen gab es natürlich auch, ebenso ein Gift Bag. Knapp 200 Euro kostete der Spaß in der Economy Class. Für einen Fensterplatz musste ein Aufschlag bezahlt werden.
Der taiwanesische Konkurrent China Airlines startet schon im Juli mit diesen sogenannten „Flights to Nowhere“, der taiwanesische Newcomer Starlux Airlines begann am 8. 8. mit Flug JX8888 (Acht ist im Chinesischen die Glückszahl) dieser neuen Art der Flugreise. Taiwan war damit der Trendsetter. In vielen asiatischen Ländern werden derzeit für an Entzug leidende Vielflieger Flüge nach Nirgendwo angeboten. Die japanische ANA zum Beispiel düst mit einem A380 über die lang gestreckte japanische Inselwelt, der Hongkonger Billigcarrier HK Express startet Anfang Oktober mit 90-Minuten-Flügen ins Ungewisse – die Route wird vorher nicht verraten. Erst beim Aushändigen des Gift Bag erfährt man, wohin der Überflieger kurven wird.
Singapore Airlines hatte solche Flüge auch im Programm, sie aber inzwischen aufgrund kritischer Stimmen von Umweltaktivisten wieder eingestellt. Dafür hatten sie eine andere Idee: Ganz bodenständig laden sie nun Gäste in den A380 zum Abendessen (und Filme gucken) am Flughafen Changi ein. Für 50 Singapur Dollar kann man in der Economy Class speisen, für 300 $ in der Business Class und für 600 $ in einer Suite.
Wäre das nicht auch was für die Lufthansa? Ich würde hingehen: Einmal First Class speisen – ohne finanzielle und andere Turbulenzen.