China Hands wurden im 19. Jahrhundert die wenigen Ausländer genannt, die sich in China auskannten, dessen Sprache und Kultur verstanden- oder zumindest so taten. Später wurden daraus Old China Hands, Leute mit 20 oder von mehr Jahren Erfahrung im Reich der Mitte. Es gibt aber auch zunehmend junge Leute, die sich intensiv mit China beschäftigen, die aber oft nicht zu Wort kommen. Deshalb werde ich neben Old China Hands auch Young China Hands vorstellen – auch wenn letzteres per definitionem ein Widerspruch ist. Heute wird eine Old China Hand vorgestellt: Peter Tichauer.
Peter Tichauer lebte lange Jahre in Beijing. „Vor zwei Jahren bin ich aufs Land gezogen“, sagt er – scherzhaft natürlich. Tichauer lebt nämlich nun in Qingdao, immerhin eine Neun-Millionen-Stadt. Aber im Vergleich zu Beijing ist Qingdao eine grüne Stadt. Und sie liegt am Meer. Tichauer wohnt in der Nähe des Strandes. Er kann kilometerweit auf der Uferpromenade Radfahren und Skaten. Da lässt sich leben.
Im August ist Tichauer 60 Jahre alt geworden. Nach chinesischem Recht könnte er nun in Rente gehen, zumal Tichauer in einem Staatsbetrieb – dem Deutsch-Chinesischen Ökopark – arbeitet. Aber er will bis zum Eintritt ins deutsche Rentenalter bleiben – bis er 68 ist.
Tichauer hat eine interessante Vita. Seine Eltern waren Kommunisten, hielten sich deshalb in Budapest, Kiew und Moskau auf. Er ging in Ost-Berlin zur Schule. Nach dem Abitur wollte er Außenpolitik studieren. Die Studienplatzverteiler hatten aber anderes mit ihm vor und fragten, ob er nicht doch lieber eine schwierige Sprache lernen wolle. Es war die Zeit, in der sich die Beziehungen zwischen der DDR und der VR China wieder etwas normalisierten. Die DDR brauchte Sinologen. Und Tichauer begann an der Humboldt Uni Regionalwissenschaften, wie das damals hieß. Gleich im ersten Semester wurden in Kleingruppen 20 Wochenstunden Chinesisch gepaukt. Im fünften Studienjahr ging es dann zur Vertiefung des Gelernten nach Beijing an die Beida. Sein Weg nach dem Studium war vorgezeichnet und führte ihn ins Ministerium für Wissenschaft und Technik, wo er für die Koordination mit China zuständig war.
Dann kam 1989. Tichauer schulte zum Redakteur um, fing bei Ost-West-Contact an, einem Hamburger Verlag für Publikationen über den Osten Europas. Dort baute Tichauer das Magazin China Contact auf, wurde dessen Chefredakteur. Erst aus Berlin heraus, ab 2006 dann aus Beijing, Das Blatt wurde zu einem, vor allem in der Wirtschaft respektierten Medium. Bis der neue Besitzer – Ulf Schneider übernahm 2015 – meinte, man müsse nicht in China sitzen, um dieses Blatt zu leiten und zu steuern. Tichauer war da anderer Meinung und quittierte den Job, der ihm Spaß machte. Tichauer blieb in China. Da er dort gut connected ist, bekam er schnell einen neuen Job – als Pressesprecher des Sino-German Ecopark . Ursprünglich als ein Standort für deutsche Firmen der Umwelttechnologie gedacht, ist er heute viel, viel mehr. „Es ist ein Modell für die Urbanisierung der Zukunft“, sagt Tichauer. Sein Job ist es, diesen Park medial zu vermarkten. Als Mittel dient ihm auch ein Magazin namens China Insight, das viermal im Jahr online wie in Print erscheint. Tichauer sagt es zwar nicht, deshalb sage ich es: Das Magazin ist auch eine Retourkutsche gegenüber seinem früheren Arbeitgeber.
Info:
Aktuelle und frühere Ausgaben des Magazin China Insight können hier gelesen werden: