ARTIKEL I Vollmer und Volmer

Antje Vollmer und Ludger Volmer sind zwei Grünen-Politiker der ersten Stunden. Wobei: Ludger Volmers Stunde schlug etwas früher. Er war einer der Gründungsväter der Partei. Antje Vollmer, die Pastorin aus Berlin, kam etwas später dazu. Sie war Mitglied in der ersten Bundestagsfraktion der Grünen Mitte der 80er Jahre. Beide wirken inzwischen wie Fremdkörper in dieser immer mehr in die Mitte drängenden Partei. Deshalb positionieren sie sich außerhalb der Partei – zum Beispiel in der Gruppe „Neubeginn“, einem Zusammenschluss linker Intellektueller (Schriftsteller Ingo Schulze, Historiker Peter Brandt, die Politikerin Gabi Zimmer). Volmer und Vollmer haben in kurzen Abständen zwei Artikel in der Berliner Zeitung veröffentlicht, in denen sie den aufkommenden Systemwettbewerb thematisieren. Antje Vollmer fragt: „Haben die liberalen Demokratien westlichen Zuschnitts noch eine Zukunft?“ Ludger Volmer, der unter Joschka Fischer mal Staatsminister im Auswärtigen Amt war, titelt: „Der Westen sollte akzeptieren, dass es auch andere als die westlichen Werte gibt“ und plädiert dafür, dass „die Demokratien des Westens ihren Hochmut gegenüber anderen Staaten der Welt ablegen müssen“. Das sind für viele sehr provokative Thesen. Aber wir müssen uns dieser Systemdiskussion stellen. Und dazu gehört auch, dass wir unser eigenes System kritisch hinterfragen und die Welt nicht mit moralischer Überheblichkeit einteilen in gut (wir!) und böse (die Anderen!) einteilen.

Info:

Die beiden Artikel sind hier abrufbar: https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/haben-die-liberalen-demokratien-westlichen-zuschnitts-noch-eine-zukunft-li.135909 (Antje Vollmer) und https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/der-raum-der-anderen-li.137687 (Ludger Volmer)

No Comments Yet

Comments are closed