Wollte ich in den 90er Jahren in China Kaffee trinken, war das nicht ganz einfach. Wenn ich Glück hatte, fand ich irgendwo – am sichersten im Friendship Store – löslichen Kaffee von Nestlé oder von Maxwell. Heute dagegen ist an fast jeder Ecke ein Starbucks, ein McCafé oder eine Filiale der vielen chinesischen Ketten. Kaffeetrinken ist chic und in, vor allem unter den jüngeren Chinesen. Die 20- bis 30jährigen sind denn auch die Treiber des chinesischen Kaffeebooms. Für die nächsten Jahre erwarten Experten, dass der Kaffeekonsum jährlich um rund zehn Prozent wächst. Entsprechend haben die Filialisten Expansionspläne. Die amerikanische Starbucks-Kette, die 1999 nach China kam, will das Filialnetz auf 4700 Filialen ausdehnen, McCafé – das sich preislich unter Starbucks positioniert – will das Netz bis 2023 von 1500 auf 4000 erweitern. Die kanadische Kette Tim Hortons, erst seit kurzem auf dem Markt, expandiert ebenfalls. Aber auch andere, branchenfremde Filialisten kommen immer mehr auf den Kaffee-Geschmack., auch wenn dieser manchmal verfremdet wird. So bieten die beiden erfolgreichen Bubble-Tee-Ketten Heytea und Nayuki etwas seltsame Kombinationen von Tee und Kaffee an. Die Drogerie-Kette Tong Ren Tang mischt Bocksdorn und Weißdorn mit Kaffee. Und der Ölkonzern Sinopec verkauft an seinen Tankstellen seine neu kreierte Marke Yijie Coffee und nennt sie analog zu den Oktan-Werten im Benzin #93, #95 und #98. Ob dieser Kaffee runter läuft wie Öl?
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