Jan Hecker (53) wird wohl im Sommer der neue deutsche Botschafter in China werden. Er wird dann Clemens von Goetze (59) ablösen, der nur drei Jahre auf dem Posten in Beijing war. Noch sitzt Hecker auf der vierten Etage des Bundeskanzleramtes und leitet dort die Abteilung 2, zuständig für Außen- , Sicherheits- und Entwicklungspolitik. In dieser Funktion ist Hecker auch außenpolitischer Berater der Bundeskanzlerin. Die wird ja bekanntlich Ende September ihre Sachen packen. Und mit ihr werden einige vertraute Top-Leute gehen müssen bzw. „versorgt“ werden. Jan Hecker ist einer von ihnen. Heckers Wechsel nach Beijing ist ein letzter geschickter Schachzug Merkels, denn mit ihm platziert sie einen Vertrauten auf diesem wichtigen Posten und schafft so eine gewisse Kontinuität in der China-Politik. Das dürfte auch der chinesischen Seite gefallen, die die Merkelsche China-Politik schätzt.
Wer ist dieser Jan Hecker, der meist im Hintergrund wirkt? Zunächst überraschend: Er hat gar keine außenpolitische Karriere hinter sich. Nach Horst Teltschik, der einst unter Helmut Kohl diente, war Hecker der erste außenpolitische Kanzler(innen)berater, der keine diplomatische Laufbahn und keinen Stallgeruch vom Werderschen Markt (dem Sitz des AA) vorzuweisen hatte.
Hecker, ein gebürtiger Kieler, studierte Jura in Freiburg, Grenoble und Göttingen. Danach arbeitete er bei den renommierten Anwaltskanzleien Freshfields Deringer sowie Hengeler Mueller. 1999 wechselte er ins Bundesinnenministerium (BMI), wo er bis 2011 arbeitete. Dort lernte ihn Peter Altmaier kennen und offenbar auch schätzen, denn Altmaier war von 2005-2009 Parlamentarischer Staatssekretär im BMI. Als Altmaier dann Chef des Bundeskanzleramtes wurde, lotste er Hecker, der inzwischen Richter am Bundesverwaltungsgericht in Leipzig war, 2015 in das Machtzentrum der deutschen Politik. Hecker, für einige Jahre auch mal SPD-Mitglied, wurde Leiter des neu geschaffenen Koordinierungsstabs Flüchtlingspolitik. Er war für das Einhalten des Kanzlerinnen-Wortes „Wir schaffen das“ zuständig. Weil er das schaffte, was die Kanzlerin versprochen hatte, kam 2017 die Belohnung in Form einer Beförderung. Er wurde Leiter der Abteilung 2 und damit auch der außenpolitische Berater der Kanzlerin.