vor kurzem fand eine – von der Europa-Union und der Universität Tübingen veranstaltete – sehr interessante, vorbildliche Diskussion statt. Es traten an: der Europaparlamentarier Reinhard Bütikofer und der emeritierte Berliner Politik-Professor Eberhard Sandschneider. Im simplifizierten Schimpfwort-Jargon könnte man sagen: China-Basher versus China-Versteher. Das Duell versprach also Zunder. Doch es flogen keine Fetzen und auch keine Giftpfeile hin und her. Büti war nicht – wie sonst bei Twitter – der Wüterich, Sandschneider kein belehrender Professor. Die beiden Herren, die vor imposanten Bücherregalen saßen, tauschten Argumente aus, widersprachen sich – aber ohne Schaum vorm Mund. Man kann also auch sachlich über China diskutieren. Und genau das tut Not. Denn die deutsche China-Diskussion wird inzwischen extrem polarisierend geführt. Es wird nur noch in Freund-Feind-Kategorien gedacht. Die beiden Lager bewegen sich meist in ihren Echokammern, klopfen sich dort gegenseitig auf die Schultern und unterstellen dem „Gegner“ die finstersten Motive. Ja, China ist eine Herausforderung für uns. Aber es gibt nicht den einen Weg, wie man mit diesem stärker werdenden China umgehen soll, sondern mehrere Wege. Darüber müssen wir reden – miteinander, nicht übereinander.
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Kurz vor Redaktionsschluss erreichte mich aus diversen Quellen noch eine nicht ganz unwichtige Nachricht: Bundeskanzlerin Angela Merkel wird wohl im Juli eventuell in Begleitung eines jüngeren Herren aus Frankreich auf ihre letzte große Dienstreise gehen – und zwar nach China. Das wird ihren Kritikern nicht gefallen, aber mir.
Wolfgang Hirn