Schon der erste Satz in der ARD-Reportage zu diesem Thema lautet: „Jeder Bürger ist überwacht“. Damit ist die Frage schon beantwortet, den die Sendung in ihrem Titel führt: „Überwachungsstaat oder Digitallabor?“ Sind deshalb die folgenden 45 Minuten langweilig? Nein. Besonders spannend ist der Blick in das Datenzentrum des Shanghaier Stadtbezirks Pudong. Dort erklärt eine sichtlich stolze Sheng Dandan, was man mit dem System, das sie mit entwickelt hat, alles machen kann: auf Baustellen Arbeiter entlarven, die keinen Helm tragen, Bürger aufspüren, die ihren Müll nicht vorschriftsmäßig entsorgen, oder aber auch Wohnungen identifizieren, wo alte Menschen leben, die möglicherweise Hilfe brauchen. Tamara Anthony, ARD-Fernsehkorrespondentin in Beijing und eine der Autorinnen des Beitrags, sagt: „Ich war erstaunt, dass sie uns dort reingelassen haben.“ Vielleicht liegt es auch daran, dass die Chinesen eine unverkrampftere Einstellung zu ihrem „Überwachungsstaat“ haben als viele hier im Westen. Im Film sagt Yu Qunwei, dessen Familie im Mittelpunkt der Reportage steht: „Die Kameras vermitteln mir ein Gefühl der Sicherheit.“ Tamara Anthony pflichtet ihm bei: „Wenn ich hier abends in Beijing auf der Straße unterwegs bin, habe ich nie das Gefühl, dass ich überfallen werden kann.“ Das sagt sie aber nicht in der TV-Reportage, sondern im Weltspiegel-Podcast, der eine gute, etwas relativierende Ergänzung zu dem Film ist.
Info:
Die Reportage gibt es hier in der ARD-Mediathek: https://www.ardmediathek.de/video/reportage-und-dokumentation/ueberwachungsstaat-oder-zukunftslabor/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3JlcG9ydGFnZSBfIGRva3VtZW50YXRpb24gaW0gZXJzdGVuLzA3MGE3YzNkLTMyMjgtNDVhOC04MWU1LTNlMDhhZDE3ZDNmMw/?playtime=578 Ein Podcast mit den Autoren Tamara Anthony, Svea Eckert und Daniel Satra ist hier zu hören: https://www.ardaudiothek.de/weltspiegel-thema/so-funktioniert-chinas-digitaletotal-ueberwachung/89656006