Nachdem die parlamentarischen Staatssekretäre relativ schnell nach der Regierungsbildung ernannt wurden, stehen nun auch die beamteten Staatssekretäre fest. Es sind zum Teil alte, aber noch mehr – in dieser Funktion zumindest – neue Gesichter. Beginnen wir im Auswärtigen Amt. Dort hat Amtsinhaberin Annalena Baerbock zwei neue Staatssekretäre ernannt: Susanne Baumann (56) und Andreas Michaelis (62). Beide waren schon mal zumindest auf Posten in Asien. Baumann in Phnom Penh und Kuala Lumpur. Michaelis war Botschafter in Singapur und auch kurze Zeit Beauftragter für die Asien-Pazifik-Politik. Baumann hat sich in den vergangenen zehn Jahren vor allem mit Abrüstung und Rüstungspolitik beschäftigt. Michaelis wechselte zwischen Top-Jobs im AA und Botschafter-Posten in Tel Aviv und London. Michaelis ist Grünen-Mitglied, diente einst Außenminister Joschka Fischer als Sprecher. Er löst als Staatssekretär Miguel Berger ab, der auf dem SPD-Ticket unterwegs ist. Berger bekommt wahrscheinlich einen lukrativen Botschafterposten – in Beijing?
Im Wirtschaftsministerium sind vier neue Staatssekretäre zu vermelden: Anja Hajduk (58) wird Amtschefin, Udo Philipp (57) ist u.a. für Außenwirtschaft, Patrick Graichen (49) für Klimapolitik und Sven Giegold (52) für Europa- und Wirtschaftspolitik zuständig. Alle vier sind bislang nicht mit Aussagen zu China aufgefallen, sieht man von Giegolds Schulterschluss mit seinem Parteifreund im Europaparlament Reinhard Bütikofer ab, als dieser von China sanktioniert wurde und Giegold twitterte: „Was China gemacht hat, ist de facto der Abbruch der Beziehungen zum Europaparlament. Denn @bueti ist nicht irgendein EU-Abgeordneter, er ist Vorsitzender der China-Delegation des Parlaments. China hat die Leitung zu seinem ersten Ansprechpartner gekappt!“
Im Finanzministerium hat Christian Lindner den wichtigen Staatssekretär Werner Gatzer (63) behalten. Er ist zwar SPD-Mann, aber offenbar ein unverzichtbarer Experte, der schon unter vielen Ministern gedient hat. Von den drei weiteren Staatssekretären im BMF ist vor allem Carsten Pillath (65) interessant, weil er für die internationale Finanzpolitik zuständig ist. Im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung hat die neue Ministerin Svenja Schultze aus dem Umweltministerium ihren Staatssekretär Jochen Flasbarth (59) mitgenommen. Er war zuletzt bei der Glasgower Klimakonferenz Verhandlungsführer, wo er zunächst China kritisierte, dann aber nach dem US-China-Deal lobte: „Es ist eine gute Nachricht, dass die beiden größten Treibhausgasverursacher der Welt, China und die USA, beim Klimaschutz zusammenarbeiten und ihre Klimaschutzanstrengungen verstärken werden.“ Seinen Posten im Umweltministerium übernimmt Stefan Tidow (54). Aber er wird keine so exponierte Stellung mehr haben wie Flasbarth, denn Klimaaußenpolitik wird künftig nicht mehr im Umweltministerium gemacht, sondern im Außenministerium. Dort ist das Thema Chefinnensache.