ARTIKEL I Flexibler Tom Enders

Thomas („Tom“) Enders (63) war lange Jahre Airbus-Chef. In dieser Funktion war er sehr erfolgreich. Auch weil er das Geschäft mit China forcierte. Mittlerweile hat Airbus in China bei Passagierflugzeugen einen Marktanteil von rund 50 Prozent. Enders war auf einigen Reisen mit Angela Merkel in China. Immer wieder wurden dabei Riesenaufträge für Airbus unterzeichnet. Seit Juli 2019 ist Tom Enders Präsident der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), einem Thinktank in Berlin. In dieser Funktion hat er soeben in der Online-Ausgabe der Hauszeitschrift „Internationale Politik“ einen Artikel geschrieben, in dem er den „Merkel´schen Merkantilismus“ gegenüber China als überholt bezeichnet. In dem Beitrag „Deutschland braucht eine neue China-Politik“ fordert er den Westen auf, eine „glaubwürdige Gegenmacht aufzubauen“. China sei in den letzten zehn Jahren wirtschaftlich und technologisch stärker geworden, habe sich zu einer „Superdatenmacht“ entwickelt. Nach innen trete Chinas Führung deutlich repressiver und nach außen aggressiver auf. Diese Entwicklung sei vor allem auf Xi Jinping zurückzuführen. Es sei „hohe Zeit, nicht länger eine Beschwichtigungs- oder Verharmlosungspolitik“ zu verfolgen. Das hätte auch die westliche Industrie erkannt: „Die meisten der in China tätigen Firmen haben längst damit begonnen, bereits mittelfristig einen signifikanten Rückzug ihres China-Geschäfts zu planen.“ Vor viereinhalb Jahren hörte sich das noch ganz anders an. Der damalige Airbus-Chef Tom Enders unterzeichnete beim Staatsbesuch Xi Jinpings einen Auftrag über knapp 20 Milliarden Euro. Er kündigte dabei an, dass sich Airbus in den kommenden Jahren noch viel stärker in China engagieren werde. Und im März 2019 weihte er in Shenzhen das Airbus China Innovation Centre ein und fand dort lobende Worte: „China is an increasing important place for talent and innovation. That means we can be here to learn from China, and learn from Chinese companies and technologies.” Drei Monate später wurde er DGAP-Präsident und passte offenbar seine Meinung dem neuen Amte an.

Info:

Den Beitrag von Thomas Enders in „Internationale Politik“ gibt es hier: https://internationalepolitik.de/de/deutschland-braucht-eine-neue-china-politik

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