MEDIEN I Bilanz von Steffen Wurzel

Sechs Jahre lang war Steffen Wurzel als Hörfunk-Korrespondent für die ARD in Shanghai. Mitte Dezember kam seine Nachfolgerin Eva Lamby-Schmitt. Er wäre gerne noch bis zu den Olympischen Winterspielen geblieben. Aber – so Wurzel auf Twitter – „entgegen den Zusagen, ich könnte bis zum Ende der Olympischen Spiele aus China berichten, wurde mir kurz vor Weihnachten die Pressekarte entzogen.“ Jetzt hat er das Land verlassen und zieht eine Bilanz. Es ist eine durch und durch negative Bilanz. Zunächst revidiert er das „Bild einer vermeintlichen Hightech-Nation, die den Rest der Welt technologisch scheinbar bereits überholt hat.“ Auch wenn das einige westliche Politiker und Dax-Vorstandschefs immer wieder sagten, die Realität sei „deutlich ambivalenter“. Zwar habe China „viele tolle Ideen und Konzepte“, habe aber „bei der Umsetzung mindestens genauso viele Probleme wie anderswo auf der Welt.“ Danach beschreibt er die aggressive Außenpolitik des Landes und die Unterdrückung von Minderheiten, die Abschottung des Landes und die Überwachung der Bevölkerung während der Corona-Pandemie. Und als Journalist kritisiert er zu Recht die „vollständige Abschaffung der Meinungs- und Pressefreiheit“. Wurzel benutzt seine Abrechnung auch zu einem Rundumschlag gegen Politiker, Manager und „selbsternannte China-Experten“, die ein „einseitig-optimistisches Bild über China“ zeichneten. Dem setzt er – um in seinem Sprach-Duktus zu bleiben – sein einseitig-negatives Bild über China gegenüber.

Info:

https://www.ndr.de/kultur/sendungen/gedanken_zur_zeit/china1384_page-1.html

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