Im Vorfeld der Olympischen Winterspiele wurde nahezu unisono behauptet, China sei keine Wintersportnation. Das stimmt in dieser Absolutheit nicht. Es gibt zumindest im Norden des Landes eine Eislauf-Tradition. Davon berichtet die Anthropologin Yang Yufei (Macau University of Science and Technology) in einem Artikel für “Sixth Tone“. Trieben sich um die Jahrhundertwende nur die Ausländer in ihren Konzessionen in Tianjin auf dem Eis herum, so wagten sich später immer mehr Chinesen aufs Eis. In den 20er Jahren war Eislaufen in Nordchina en vogue und in den Schulsport integriert. Zu der Zeit gründete in Beijing Zhang Jingshen, der an der Peking Universität Philosophie unterrichtete, den Peking University Grand Tour Ice Skating Club. Viel spielte sich auf den zugefrorenen Gewässern in Beihai ab. Dort fand auch 1926 der erste „International Masquerade Ice Skating Competition“ statt. Eislaufen war wie andere Sportarten ein Export aus dem Westen, der aber von den Reformern am Ende der Qing-Dynastie und in den ersten Republik-Jahren gerne akzeptiert wurde, weil sie – so schreibt Yang Yufei – „sport as a way to cultivate citizens for a new, more modern China“ ansahen. Ähnlich argumentierte ein gewisser Mao Zedong, der 1917 einen Artikel „Research in Sports“ schrieb und darin die Chinesen zur körperlichen Ertüchtigung mahnte.
Info:
Der Artikel „When Beijing´s Skating Rinks Were Battlefields” ist hier nachzulesen:
https://www.sixthtone.com/news/1009514/when-beijings-skating-rinks-were-battlefields