Shanghai ist Chinas Boomtown, aber auch Chinas Bean Town. In keiner Stadt des Landes, vielleicht sogar der Welt gibt s so viele Cafés. Rund 7000 sollen es sein, heißt es in dem Sixth-Tone-Artikel „China´s Bean Town: How Shanghai Brewed Up an Café Craze“. Darin beschreibt Shi Mengjie die Entwicklung des Café-Booms on Shanghai. Er begann 1843 mit der Öffnung der Stadt für den internationalen Handel. Damals kam der Kaffee in die Stadt. Er wurde zunächst als Erkältungsgetränk eingestuft. Separate Cafés gab es kaum, sie waren meist Anhängsel von Restaurants. Das erste unabhängige Café war das Hongkou Café. Der erste große Café-Boom setzte erst in den 20er Jahren ein. Die Cafés wurden meist von Franzosen, Italienern, Russen, Japanern und geflüchteten Juden betrieben und konzentrierten sich um die North Sichuan Road und Avenue Joffre (heute ist das die Middle Huaihai Road). Auch Chinesen mischten sich zunehmend unter die Café-Betreiber. Berühmt war das DD´s an der Avenue Joffre. Es war sehr westlich eingerichtet. Es gab dort sogar Toiletten und Telefone. Der Preis für zwei Tassen betrug etwas mehr als ein Yuan, das Stück Kuchen kostete 5 Yuan. Zum Vergleich: die Bedienung verdiente 60 Yuan im Monat. In den Zeiten des Krieges waren die Kaffeehäuser auch konspirative Treffpunkte. So trafen sich linke Literaten im Coffee Café in einem privaten Raum auf der zweiten Etage. Nach Ausrufen der Volksrepublik verschwanden die Cafés aus dem Straßenbild, weil sie Symbole westlicher Dekadenz waren. Die letzten 13 westlichen Cafés wurden während der Kulturrevolution geschlossen. Erst nach Beginn der Reformpolitik begann ein neuer Café-Boom, der bis heute anhält. Starbucks und viele chinesische Ketten beherrschen inzwischen die Szene.
Info:
Den Artikel von Shi Mengjie kann man hier lesen: https://www.sixthtone.com/news/1009658/chinas-bean-town-how-shanghai-brewed-up-a-cafe-craze